Im August 2014 bringt ein Erdrutsch bei Tiefencastel GR – ganz in der Nähe von Brienz – einen Personenzug der Rhätischen Bahn (RhB) zum Entgleisen. Der erste Wagen stürzt zehn Meter in die Tiefe und wird von Bäumen aufgehalten. Der zweite Wagen hängt zur Hälfte über dem Abgrund, ein dritter entgleist. Fünf Personen werden schwer verletzt, sechs weitere leicht. Die Bäume, die den Wagen aufhalten und Schlimmeres verhindern, sind Teil eines Schutzwaldes – eine Massnahme zum Schutz vor Naturgefahren. Mit dem Klimawandel werden Wetterextreme zunehmen, die Infrastrukturen geraten unter Druck. Die RhB mit einem Streckennetz von 385 Kilometern hat in den letzten fünf Jahren 29 Millionen Franken für den Schutz vor Naturgefahren investiert. Während die Ausgaben 2018 erst 2,6 Millionen betrugen, waren es in den folgenden Jahren jeweils mehr als fünf Millionen.
Und die Ausgaben dürften weiter steigen. «Naturgefahren werden ein immer wichtigeres Thema», sagt Mediensprecherin Yvonne Dünser. Wegen des Klimawandels würden Frost-Tau-Zyklen stärker und häufiger, und es sei vermehrt mit heftigen Starkregen zu rechnen. «Wir rechnen damit, dass wir durchschnittlich sieben Millionen pro Jahr in den Unterhalt und Neubau von Schutzmassnahmen investieren müssen», sagt Dünser.
Vor allem mit Steinschlägen muss sich die RhB auseinandersetzen. Aber auch bei Hanginstabilitäten, Erosionen und Murgängen werden «vertiefte Abklärungen notwendig sein».
Drittel des Schienennetzes ist gefährdet
Die SBB sehen sich mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert. In den letzten Jahren sind jährlich rund 15 Millionen in den Bau und Unterhalt von Schutzmassnahmen aufgewendet worden, heisst es von der Medienstelle. Die Bundesbahnen mussten in den letzten Jahren vor allem Geld für den Schutz vor Hochwasser und Erdrutschen ausgeben. Die SBB sind heute auf 1100 Kilometern – einem Drittel des Schienennetzes – verschiedenen Naturgefahrenprozessen ausgesetzt.
«Die Risiken im Zusammenhang mit dem Klimawandel wachsen», heisst es bei den Bundesbahnen. Durch die erhöhte Tendenz zu Starkregen können Rutschungen, Murgänge und Felsstürze nicht nur in erhöhtem Ausmass und häufiger, sondern auch an neuen Orten auftreten. Die SBB haben ein Forschungsprojekt gestartet, um die Auswirkungen des Klimawandels auf ihr Netz besser zu ergründen. Die Arbeiten dazu sind noch am Laufen. Der Umgang mit Naturgefahren ist aber heute schon aufwendig: Eine eigene Fachstelle der SBB ist für den Unterhalt von 8700 Hektar Schutzwald und über 4000 Schutzbauwerken verantwortlich.