Gesperrte Strassen, unterbrochene Bahnlinien. Über die Ostertage herrschte in den Bergen ein Unwetter-Chaos. Nicht nur in der Schweiz, auch in Italien und Österreich. Der Felssturz in Brienz GR sorgte im vergangenen Jahr international für Schlagzeilen, die schrumpfenden Gletscher sind ein Dauerbrenner. Was ist mit unseren Alpen los?
Wissenschaftler weisen darauf hin, dass der deutliche Temperaturanstieg und extreme Niederschläge zu einem Anstieg der Naturgefahren führen. Die Folge: Verkehrswege und Wanderwege sind zunehmend in ihrer Sicherheit bedroht. Wie der Geograf und Alpenforscher Werner Bätzing erklärt, sind die Auswirkungen des Klimawandels in den Alpen besonders deutlich spürbar. «Der Permafrost hält Gesteine wie eine Klebemasse zusammen. Wenn er taut, führt das zu vielen Erdrutschen und Bergstürzen», sagt Bätzing gemäss «Bild».
Auswirkungen auf den Tourismus
«Früher haben Menschen die Alpen stabilisiert. Heute zerstören wir sie», klagt der Wissenschaftler an. Der Alpenraum werde etwa 6500 vor Christus von Menschen besiedelt. «Das war schon immer eine Herausforderung. Aber wir hatten gelernt, mit Lawinen und Erdrutschen umzugehen.»
In der Höhe treten die Auswirkungen des Klimawandels laut dem Geologen am deutlichsten im Sommer in Erscheinung. Der Tourismus ist aufgrund des Temperaturanstiegs Veränderungen unterworfen: Wanderwege seien teilweise schon gesperrt. Skifahren werde nicht unmöglich, aber teurer, sagt Bätzing.
Kosten in Milliardenhöhe
«In der Zeit von 1905 bis 1987 gab es eine Katastrophenlücke im Alpenraum.» Doch seitdem hätten sich innerhalb weniger Jahre zwei Jahrhundertstürme ereignet. «Je wärmer das Klima wird, desto häufiger und heftiger werden solche Jahrhundertereignisse», erklärt der Alpenforscher.
«Durch häufigere Katastrophen werden die Verkehrsadern öfter unterbrochen. Die Reparaturkosten sind sehr hoch.» Bereits einzelne Problemstellen würden Kosten in Millionenhöhe verursachen. Für den gesamten Alpenraum könne man deshalb von Milliarden Euro sprechen.
«Neue technische Sicherungen der Infrastruktur»
Eine Häufung dieser Ereignisse behindert gemäss Bätzing auch die europäische Wirtschaft. Der reibungslose Transport von Waren, Gütern und Menschen sei dann nicht mehr so einfach möglich. Hinzu kämen in den nächsten zehn bis 20 Jahren verstärkte Wasserprobleme und Sommertrockenheit in Europa.
«Der heutige Mensch ist nicht mehr in der Lage, zu wirtschaften und zu stabilisieren. Das muss sich ändern, sonst haben wir zukünftig in Europa ein dickes Problem.» Bätzing fordert deshalb neue Schutzmassnahmen in den Alpen: «Neue Bedrohungen brauchen neue technische Sicherungen der Strassen und Infrastruktur.» (noo)
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