Die Einladungen sind raus: Am 25. Mai entscheiden Verwaltungsrat und Delegiertenversammlung der SRG, wer Anfang 2025 die Nachfolge des aktuellen Generaldirektors Gilles Marchand (62) antritt. Nach dem Rückzug von SRF-Direktorin Nathalie Wappler (56) deutet alles auf SRF-Kulturchefin Susanne Wille (50) hin.
Gemäss internen SRG-Stimmen will die Findungskommission die beiden Gremien aber nicht vor vollendete Tatsachen stellen: Die Abstimmung soll zu einem «Final» zwischen Wille und einer weiteren, bisher nicht benannten Person werden. Und viele fragen sich: Wer tut sich das an?
Nur wenige kommen infrage
Mit Wille stünde erstmals eine Frau an der Spitze der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft. Sie gilt als dossiersicher und als gute Kommunikatorin. Auch mit ihrer Auftrittskompetenz kann die ehemalige «10 vor 10»-Moderatorin punkten. Dazu spricht sie gleich drei Landessprachen: Deutsch, Französisch und Italienisch.
Doch gänzlich unumstritten ist Wille nicht. Das von möglichen Bewerbern geforderte Profil, zuvor eine Unternehmung mit mindestens 500 Leuten geführt zu haben, erfüllt Wille nicht. Es sind auch Stimmen zu vernehmen, die ihr statt klaren Worten einen Hang zu nichtssagenden Management-Formeln attestieren.
Anfang Jahr war das Feld denkbarer Alternativen noch weit. Neben Nathalie Wappler kursierten auch andere hochkarätige Namen wie der von Ringier-Medien-Schweiz-Chefin Ladina Heimgartner (44) oder RSI-Chef Mario Timbal (47). Heimgartner sagte ab. Und auch Timbal habe nie für den Posten kandidiert, wie er Blick mitteilt.
Das SRF muss sparen
Wahrscheinlicher zweiter Kandidat ist SRG-Vorstand und ESC-Aufsichtsrat Bakel Walden (48). Der grosse Nachteil des deutschen Medienmanagers: Er spricht kein Schweizerdeutsch. Gelegentlich wird auch Patrik Müller (49) genannt. Diese Woche spekulierte etwa die «NZZ», dass der Chefredaktor von CH-Media weiterhin Chancen habe. Er selbst beteuert jedoch, dass er dem Aargauer Medienunternehmen treu bleibe. Möglich ist daher, dass am Wochenende neben Wille ein Anwärter zur Wahl steht, der bisher nicht zu den Favoriten gezählt wurde. Wer sich neben der Kronfavoritin als höfliche «Option B» verheizen lässt, bleibt somit offen.
Fakt ist: Das SRF steckt mitten in einer gross angelegten Sparübung. Zudem will Bundesrat Albert Rösti (56) die Rundfunkgebühren bis 2029 von 335 auf 300 Franken reduzieren. Dies als Gegenentwurf auf die Halbierungs-Initiative der SVP, die in zwei bis drei Jahren an die Urne kommen wird. Sie will die Gebühren gleich auf 200 Franken verringern. Die nächsten Jahre werden also hartes Brot für die neugewählte SRG-Spitze.