Europa ist im EM-Fieber. Volle Stadien, Public Viewings, Fan-Aufmärsche: Erleben wir gerade den Superspreader-Event schlechthin?
Urs Karrer: Es besteht kein Zweifel daran, dass dieses Turnier Infektionen befördert. Wir wissen mittlerweile von mehreren Massenansteckungen. Knapp 2000 schottische Fans steckten sich in London an, Hunderte Finnen rund um zwei Spiele in St. Petersburg. Die EM ist für das Virus ein ideales Terrain.
Dann hätte diese Euro so nie stattfinden dürfen?
Die epidemiologische Lage in Europa präsentiert sich zurzeit tatsächlich nicht so, dass wir solche Massen-Events unkontrolliert durchführen können. Zumindest in Hotspots wie England oder Russland bräuchte es bedeutend konsequentere Schutzmassnahmen. Und man müsste genau definieren, wer zu den Spielen anreisen darf und wer nicht. Zum Beispiel nur doppelt Geimpfte.
Der deutsche Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sagte kürzlich: «Die Uefa ist für den Tod von vielen Menschen verantwortlich.» Übertreibt er?
Die EM wird ihren Beitrag an der Virusverbreitung und Pandemieverstärkung haben. In welchem Umfang, wird sich in einigen Wochen zeigen. Wichtig ist es, diesen Effekt genau zu beobachten und die Lehre daraus zu ziehen, dass wir dem Virus solche Gelegenheiten nicht bieten sollten.
Mit anderen Worten: Lauterbach hat recht.
Lassen Sie es mich so sagen: Die EM wird einen coronabedingten Todeszoll fordern. Das ist Ischgl im Quadrat.
Der österreichische Skiort, wo sich zu Beginn der Pandemie Tausende Touristen ansteckten … Doch bewegen sich derzeit Fallzahlen und Hospitalisationsraten in vielen Ländern auf tiefem Niveau, die Impfkampagnen rollen voran. Schulden wir den Menschen nicht ein Stück Normalität?
Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich bin selbst Fussballfan und verstehe jeden, der mitfiebert. Und auch, dass nach der entbehrungsreichen Zeit die Emotionen überschäumen. Das gönne ich allen.
Aber?
Emotionen sind nun mal das Gegenteil von Kontrolle. Alles, was die Pandemie befeuert, verlängert sie. Es erstaunt mich wirklich, mit welcher Nonchalance wir in Europa diesem Virus immer noch begegnen, kaum sind die Fallzahlen am Sinken.
Seit Mitte Woche steigen die Fallzahlen in der Schweiz sogar wieder leicht an. Geht es nun auch bei uns wieder los?
Noch ist es zu früh, um gesicherte Aussagen zu machen. Es ist aber durchaus denkbar, dass wir nach einer langen Zeit sinkender Fallzahlen gerade eine Kehrtwende beobachten. Gegen Ende nächster Woche wissen wir mehr.
Die deutlich ansteckendere Delta-Variante ist auch bei uns auf dem Vormarsch. Wann wird sie hierzulande dominieren?
Am 20. Juni waren wir bei 25 Prozent Delta, aktuell dürf-ten es bereits mehr als 50 Prozent der Neuansteckungen sein. Ab Mitte Juli wird Delta das epidemiologische Geschehen in der Schweiz dominieren.
Und dann?
Zeitliche Prognosen sind schwierig, aber Delta beweist in England oder Portugal gerade, dass seine Übertragbarkeit dermassen hoch ist, dass neue Wellen unter Nichtgeimpften auch im Sommer möglich sind. Wir müssen jedenfalls gut aufpassen, dass wir in der Schweiz nicht in eine vierte Welle geraten.
Kommen wir ohne grössere Einschränkungen durch den Winter?
Das liegt jetzt wirklich in unseren eigenen Händen. Wir haben die wirksamsten Impfstoffe in genügender Menge zur Verfügung, von denen wir bis vor kurzem nicht mal zu träumen wagten. Jetzt gilt: impfen, impfen, impfen!
Sie streben eine Durchimpfungsrate von 80 Prozent an.
Mindestens. Mit der Delta-Variante wäre es wohl gut, wenn sie sogar noch höher läge. Vor allem bei den über 50-Jährigen.
Schaffen wir das?
Ich hoffe es. Jede Person, die sich impft, bringt uns vorwärts. Ich erwarte insbesondere von denjenigen Parteien und Lobbyisten, die sich stets vehement gegen Massnahmen gewehrt haben, dass sie sich öffentlich für die Impfung starkmachen. Sie haben eine Bringschuld, der Schweizer Bevölkerung jetzt zu helfen.
Die hochansteckende Delta-Variante führt in vielen Ländern Europas zu einer Zunahme der Corona-Infektionen. Insbesondere die Euro-Austragungsländer Russland und England sind betroffen. Russland meldete am Samstag einen neuen Höchststand täglicher Todesfälle. 697 Patienten seien durch das Coronavirus gestorben, teilte der Krisenstab mit. Auch in England steigen die Fallzahlen, Hospitalisationen hingegen verharrten auf relativ tiefem Niveau. Britische Mediziner warnen vor einer baldigen Aufhebung der Corona-Massnahmen. «Da die Fallzahlen wegen der hohen Ansteckungsrate der Delta-Variante weiterhin alarmierend ansteigen, habe es keinen Sinn, die Beschränkungen vollständig aufzuheben», sagte Chaand Nagpaul von der British Medical Association am Samstag. In Portugal hat die Regierung mittlerweile die Wiedereinführung einer nächtlichen Ausgangssperre für einzelne Regionen beschlossen.
Die hochansteckende Delta-Variante führt in vielen Ländern Europas zu einer Zunahme der Corona-Infektionen. Insbesondere die Euro-Austragungsländer Russland und England sind betroffen. Russland meldete am Samstag einen neuen Höchststand täglicher Todesfälle. 697 Patienten seien durch das Coronavirus gestorben, teilte der Krisenstab mit. Auch in England steigen die Fallzahlen, Hospitalisationen hingegen verharrten auf relativ tiefem Niveau. Britische Mediziner warnen vor einer baldigen Aufhebung der Corona-Massnahmen. «Da die Fallzahlen wegen der hohen Ansteckungsrate der Delta-Variante weiterhin alarmierend ansteigen, habe es keinen Sinn, die Beschränkungen vollständig aufzuheben», sagte Chaand Nagpaul von der British Medical Association am Samstag. In Portugal hat die Regierung mittlerweile die Wiedereinführung einer nächtlichen Ausgangssperre für einzelne Regionen beschlossen.
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