Schweizer Boden ist knapp und teuer. Ohne ein striktes Raumplanungsgesetz gäbe es wohl bald keine Landwirtschaft mehr. Trotzdem kommt es immer wieder vor, dass Gemeinden Äcker zu Bauland machen. In Oberwil-Lieli AG sorgt ein entsprechendes Projekt gerade für rote Köpfe. Die Gemeinde will 12'700 Quadratmeter Wiese am Dorfrand kaufen und neu einzonen. Geplant ist ein Bauprojekt mit acht stattlichen Einfamilienhäusern (BLICK berichtete). Der Widerstand ist gross.
Solche Projekte verärgern immer wieder Landwirte. Ihre Situation ist ernst: Schon heute suchen viele Jungbauern über Jahre vergeblich einen Hof, weil die Nachfrage das Angebot übersteigt. Letzte Woche lehnten die Bürger von Möhlin AG an der Urne ein Neubauprojekt ab, weil sie nicht 12 Hektaren Landwirtschaftsland opfern wollten. Der Aargauer Bauernverband wehrte sich aktiv dagegen.
Streit um 45 Eigentumswohnungen in Kriens LU
Auch in Kriens macht ein Komitee Stimmung gegen 45 geplante Eigentumswohnungen. Es will nicht, dass die «Weinhalde» überbaut wird. Das 13'000 Quadratmeter grosse Areal befindet sich aktuell in der Reservezone. Will heissen, es ist zur kurzfristigen Einzonung vorgesehen. Der Einwohnerrat steht hinter den Plänen. Doch der Widerstand ist gross. Am 27. September stimmt die Gemeinde über ein Einzonungsmoratorium von 15 Jahren ab, das vom Gegner-Komitee lanciert wurde.
Diskussionen löst ein ähnliches Projekt in Hirschthal AG aus. Gemeinde und Kanton stehen hinter einer geplanten Neueinzonung von 2,48 Hektaren Landwirtschafsland als Gewerbefläche. Ortsansässige KMU wollen hier expandieren. Obwohl der neue Nutzungsplan erst 2021 zur Abstimmung kommt, machen Naturschützer schon heute Stimmung dagegen.
Bauernpräsident Ritter: «Haushälterischer Umgang ist Pflicht!»
Bauernverbandspräsident Markus Ritter (53, CVP) betrachtet den zunehmenden Verlust von Landwirtschaftsflächen mit Sorge. Das revidierte Raumplanungsgesetz habe die Situation zwar entschärft, dennoch spricht er von einer «latenten Herausforderung». Für ihn ist klar: «Der haushälterische Umgang mit Kulturland ist Pflicht!»
«Wir müssen künftig auf verdichtetes Bauen setzen», sagt Ritter. Dies bedeutet aus seiner Sicht, «dass bei neuen Projekten die Höhe und Tiefe ausgenutzt werden soll. Wir können nicht mit Einfamilienhäusern wachsen.» Auch so könne qualitativ hochwertig gebaut werden. Projekte wie in Oberwil-Lieli, wo die Gemeinde auf Ein- statt Mehrfamilienhäusern setzt, sieht er kritisch. «Aus steuertechnischer Überlegung kann dies für die Gemeinde sinnvoll sein», sagt er. «Raumplanerisch ist es aber ganz schwierig.»