Es begann als unscheinbarer Post im Internet und endet in einer Spendenwelle für das Sozialwerk Pfarrer Sieber (SWS) in Zürich. Dabei sah es am Anfang ganz und gar nicht danach aus.
Am Samstagabend stellt jemand auf der Plattform Jodel die Frage, ob er ein paar Stutz für eine Notschlafstelle haben könnte. Schnell stellt sich raus: Die Sache ist ein schlechter Scherz. Eigentlich nichts Besonderes auf der Social-Media-Plattform. Dort werden täglich Fragen gestellt, Themen diskutiert und Quatsch erzählt. Alles anonym. Entsprechend niedrig ist die Hemmschwelle für Beleidigungen und fragwürdige Witze. Normalerweise! Dieses Mal aber nicht.
«Es sind schon deutlich über 10'000 Franken»
Die Sache nimmt einen positiven Wendung: Unzählige Nutzer beginnen an das Sozialwerk Pfarrer Sieber zu spenden. Den Beleg stellen sie danach als Beweis ins Internet. Und motivieren damit andere. Immer mehr kommen dazu. Auch D. G.* aus Brittnau AG ist mit von der Partie. Sie spendet 100 Franken an die Obdachlosen-Einrichtung. «Ich bin regelmässig auf Jodel. Aber so etwas Schönes habe ich dort noch nicht erlebt», sagt sie zu BLICK.
Auch für das Zürcher Sozialwerk eine freudige Überraschung. «Wir sind alle überwältigt, was aus einem Scherz im Internet wurde und welche Eigendynamik sich entwickelt hat. Eine tolle Sache», sagt Walter von Arburg vom Sozialwerk Pfarrer Sieber zu BLICK.
Und die Spendenwelle reisst nicht ab. Noch immer würde Geld überwiesen. «Wie viel bis jetzt zusammengekommen ist, kann ich nur schwer sagen, da Spenden über verschiedene Kanäle wie SMS oder Twint ankommen. Die Zeit, die es braucht, bis das Geld da ist, ist daher unterschiedlich. Es sind aber schon deutlich über 10'000 Franken.»
«Der sinnfreie Jodel hat einen Sinn bekommen»
Viele hätten etwas gegeben, auch wenn sie vielleicht selber nicht so viel haben. «Aber der Gedanke zu helfen, hat viele bewegt», so der SWS-Sprecher. Einer habe auf Jodel geschrieben, dass er sich eigentlich eine Pizza bestellen wollte, das Geld jetzt aber lieber an die Organisation spenden möchte.
«Im Internet geht es oft nicht gerade nett zu. Umso erfreuter bin ich, dass am Ende etwas Gutes herausgekommen ist», so der Sprecher. Und das ist es in der Tat. Das Geld kommt denen zu Gute, die wenig oder gar nichts mehr haben: die Obdachlosen.
«Spenden setzen wir in erster Linie für den täglichen Bedarf unserer niederschwelligen Angebote ein. Also unsere Notschlafstellen Pfuusbus und Iglu, Gassencafé, Anlaufstellen oder die aufsuchende Gassenarbeit», erklärt Sozialwerk-Sprecher Walter von Arburg.
Auch der Fragensteller ist überwältigt, was am Ende aus seinem Scherz geworden ist. Auf Jodel schreibt er als Resümee: «Der sinnfreie Jodel hat einen Sinn bekommen.»
* Name der Redaktion bekannt