Zürcher Spitex umgeht Quarantäne-Regeln des BAG
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Trotz Reisen in Risikoländer
Zürcher Spitex umgeht Quarantäne-Regeln des BAG

Obwohl das eigene Personal täglich mit alten, kranken und pflegebedürftigen Menschen zu tun hat, will die Zürcher Spitex die Quarantäne-Regeln des BAG umgehen – Grund dafür ist Personalmangel. Die Gesundheitsdirektion Zürich gibt der Spitex grundsätzlich recht.
Publiziert: 07.07.2020 um 17:56 Uhr
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Aktualisiert: 09.07.2020 um 13:36 Uhr
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Ausgerechnet bei der Spitex sollen Mitarbeiter nicht in Quarantäne, auch wenn sie aus einem Corona-Risikoland heimkehren. (Symbolbild, Archiv)
Foto: keystone
Andrea Cattani

In den meisten Schweizer Kantonen haben die Sommerferien bereits begonnen. Wegen des Coronavirus fallen die Feriendestinationen aber oft etwas weniger exotisch aus als in den Vorjahren. Locarno statt Los Angeles, Aare-Schwumm statt Surfen auf Bali.

Wer dennoch das Ausland ansteuert, tut dies nicht immer ganz ohne Risiko. Seit dieser Woche gilt: Wer in eine vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) als Risikoland eingestufte Nation reist, muss nach seiner Rückkehr in die Schweiz zuerst mal zehn Tage in Quarantäne.

Ausgerechnet bei der Spitex will man die Weisung des BAG aber offenbar bewusst umgehen – obwohl die Mitarbeitenden täglich mit Risikopatienten zu tun haben!

«Für das Gesundheitspersonal gelten andere Regeln»

BLICK liegt ein internes Schreiben vor, in der die Geschäftsleitung der Spitex Zürich die Mitarbeiter über den Umgang mit Ferienrückkehrern aus Risikogebieten informiert. «Das BAG hat einzelne Länder als Risikoländer eingestuft und empfiehlt, nur in dringenden Fällen dorthin zu reisen.» Tue man dies dennoch, müsse man in Quarantäne.

«Für das Gesundheitspersonal gelten aber andere Regeln», heisst es in dem Schreiben weiter. «Sie arbeiten, sofern sie sich gesund fühlen, nach ihrer Rückkehr weiter und tragen immer, auch im Zentrum, eine Maske.» Nach Feierabend sollen sich die Mitarbeiter dann aber wieder so verhalten, als wären sie in Quarantäne.

Bei einigen Angestellten sorgt diese Weisung für Entsetzen. «Warum sollen genau wir Pflegerinnen und Pfleger von dieser Regelung ausgenommen sein? Wir arbeiten jeden Tag mit der Corona-Risikogruppe», sagt eine Spitex-Mitarbeiterin zu BLICK.

Spitex: Weisung war nur provisorisch

Auf das Schreiben angesprochen, spielt die Zürcher Spitex den Fall herunter. Es handle sich dabei um «eine Vorabinfo» und sei «provisorisch». Die Spitex habe damit auch einem personellen Engpass entgegenwirken wollen, weil sich gleich mehrere Mitarbeiter in den Ferien befanden. Die Spitex Zürich Limmat sei die einzige Abteilung, die so mit der Quarantäne-Anordnung verfahre.

Spitex-Zürich-Limmat-CEO Christina Brunnschweiler bestätigt, dass die spezielle Umsetzung der BAG-Order bereits angewandt worden ist. «Eine Mitarbeiterin ist aus einem solchen Risikoland zurückgekehrt und erschien dann wieder zur Arbeit. Diese Frau war aber schon am Ferienort, bevor die Weisung des Bundes ausgesprochen wurde», erklärt Brunnschweiler.

«Raten dringend davon ab in Risikoländer zu reisen»

Für die Umsetzung der BAG-Regel ist im Kanton Zürich die Gesundheitsdirektion verantwortlich. Mediensprecher Marcel Odermatt sagt zu BLICK: «Die Gesundheitsdirektion rät den Mitarbeitenden von Pflege und Spitex genauso wie allen anderen natürlich dringend davon ab in die vom Bund bezeichneten Risikoländer zu reisen.»

Aber: In der Verordnung über Massnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus stehe, dass Personen, die für die Aufrechterhaltung des Gesundheitswesen zwingend notwendig sind, von der Quarantänepflicht ausgeschlossen seien. Mitarbeitende im Pflegebereich sowie in der Spitex würden grundsätzlich zu jenen Personen zählen, sagt Odermatt.

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