Auf einen Blick
- Hefe führte möglicherweise zu Listerienausbruch
- Im Thurgau wurde Kantonschemiker fündig
- 34 Erkrankungen seit 2022, sieben Todesfälle in drei Jahren
Wegen eines Listerienausbruchs erkrankten von 2022 bis August 2024 regelmässig Menschen in der Schweiz. Sieben der 34 Personen starben in den vergangenen drei Jahren. Experten rätselten über den Ursprung – und wurden schliesslich fündig.
2022 wurde im April der erste Patient ins Spital eingeliefert, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt. Diagnose: Listeriose. Im selben Jahr kam es zu fünf weiteren Fällen. Es wurde festgestellt, dass die Bakterienstämme identisch waren, die Fälle hingen zusammen. Doch wo lag die Quelle?
Landesweite Suche
«Wir müssen quasi einen Zusammenhang aufzeigen zwischen dem Bakterienstamm beim Patienten und dem Stamm im Lebensmittel», erklärt der Forscher Roger Stephan, der im Schweizer Referenzlabor eine Art Frühwarnsystem für die Landesgesundheit mitbetreibt, gegenüber der Zeitung. Das sei «richtige Detektivarbeit». Im April 2023 wurden die Kantonschemiker in der Schweiz vom Bundesamt für Lebensmittelsicherheit angewiesen, nach der Quelle zu suchen.
Im Thurgau wurde Kantonschemiker Christoph Spinner dann bei der Hefe Schweiz AG in Stettfurt fündig. Und die Experten fragten sich, wie sich die Bakterien über die Hefe verbreiteten und ob die Produkte aus der Fabrik tatsächlich für die Infektionen verantwortlich waren.
Kann nicht «abschliessend geklärt werden»
«Likely», gut möglich, hält Stephans in einem Forschungsbericht fest. Stichfeste Beweise würden allerdings fehlen – und so könne dies «wissenschaftlich nicht abschliessend geklärt werden», sagt Kantonschemiker Spinner. Zudem sei fraglich, ob die Konzentration der Listerien in der Hefe für eine Erkrankung ausgereicht hätten. Die Bakterien hätten sich wohl zuerst in einer Küche vermehren müssen.
Hefe-Schweiz-Chef Sandro Meier betont immer wieder die Sauberkeit, und wie wichtig ihm Hygiene sei. Die Listerien seien in einer älteren Verpackungsanlage festgestellt worden, die schwer zu reinigen sei. Nach der Entdeckung war Feuer unterm Dach. Es kam zu Rückrufaktionen bei den Detailhändlern, zeitweise durfte keine Hefe mehr ausgeliefert werden.
«Hefe ist einwandfrei»
Seit Sommer 2023 wurde die Maschine mehrmals auseinandergeschraubt und gründlich gereinigt, die Listerienkonzentration ging zurück. Dennoch ist sie in minimal kleinsten Dosen vorhanden. «Wir dürfen die Hefewürfel aber wieder ausliefern», sagt Meier zum «Tages-Anzeiger». «Diese Hefe ist einwandfrei», ergänzt Kantonschemiker Spinner. Im März wird die Maschine ersetzt.
Ende der Geschichte? Nicht ganz. Bei betriebsinternen Kontrollen entdeckte die Hefe Schweiz AG vergangenes Jahr den gleichen Listerienstamm in Kisten, die aus anderen Betrieben stammten. Somit könnte es da draussen noch eine oder mehrere weitere Quellen geben.
Gefährlich für Senioren und Schwangere
Spinner bestätigt, dass der entsprechende Stamm in der Vergangenheit auch in anderen Betrieben vorkam. Ob das heute auch noch so sei, könne man nicht abschliessend sagen.
Festgehalten werden muss zudem, dass das Bakterium Listeria monocytogenes, um das es ging, bei gesunden Menschen mit intaktem Immunsystem keine oder nur leichte Symptome hervorruft. Für Senioren, Schwangere oder Menschen mit einer Immunschwäche kann es jedoch gefährlich bis lebensbedrohlich werden.