Der Tod ist ihr stetiger Begleiter: Julie McFadden (41) arbeitet als Krankenschwester in einem Hospiz in den USA und kümmert sich um Patienten, die im Sterben liegen. Auf Tiktok gibt sie Einblicke in ihren Arbeitsalltag. Besonders ihre Videos über den Tod faszinieren viele. Auch, weil sie nichts beschönigt, sondern das erzählt, was sie erlebt. Ihr Ziel: Aufklärung und Enttabuisierung. Und das kommt an: Sie hat inzwischen über eine Million Follower.
Laut McFadden gibt es viele Anzeichen, dass ein Mensch gerade stirbt. Viele Patienten würden in ihren letzten Momenten mit den Zähnen knirschen, oder einen Schrei herauslassen. Und immer wieder würde das «Todesrasseln» eintreten: «Es tritt auf, wenn der Körper aufhört, regelmässig Speichel zu schlucken. Dies liegt daran, dass die Gehirnfunktionen, die uns zum Schlucken anregen, nachlassen und die Muskeln zu schwach sind. Der Patient, meist tief bewusstlos, bekommt davon nichts mit.» All dies sei aber «normal» und «schmerzfrei».
Todesdreieck im Gesicht, plötzliche blaue Flecken
Das Rasseln kennt auch Nicole Frauchiger (52) vom Hospiz Aarau. «Der Patient merkt das selber nicht. Er hat da keine Erstickungsnot. Aber oft sind Angehörige überrascht und erschrecken sich. Darum sagen wir den Angehörigen, bevor sie das Zimmer betreten, dass das Geräusch normal ist und nicht bedeutet, dass der Patient leidet», sagt die Pflegedienstleitende zu Blick.
Das ist aber nur eines von vielen Anzeichen, dass ein Patient im Sterben liegt. Zum Beispiel bildet sich das Todesdreieck im Gesicht. «Damit ist der Bereich zwischen dem Mund und der Nase gemeint. Der Patient wird spitz im Gesicht. Die Nase verändert ihre Farbe und es wirkt so, als ob sie hervortritt», so Frauchiger weiter.
Der letzte Atemzug ist wie eine Art Loslassen
Wenn die Pflegedienstleitende oder ihre Kollegen das Dreieck im Gesicht sehen, werden die Angehörigen darüber informiert, dass es wohl nicht mehr lange dauert. Das gilt auch für eine auffällige Veränderung der Haut. Die Hospiz-Angestellte zu Blick: «Wir sagen dazu Marmorierung. Wenn ein Patient im Sterben liegt, werden die Hände und Füsse langsam kalt und es bilden sich blaue und rote Flecken.»
Der Grund: Der Kreislauf zieht sich langsam zurück, weil der Körper realisiert, dass die wichtigen Organe, wie Herz oder Nieren, Unterstützung brauchen. Liegt ein Patient im Sterben, kann es eine Art letzten Atemzug geben. «Der Patient atmet nochmal tief ein und macht beim Ausatmen ein Geräusch, das sich anhört wie ein Loslassen. Es klingt entspannt, erlösend.»
Angst vor dem Tod hat Nicole Frauchiger seit ihrer Arbeit im Hospiz keine. «Weil ich weiss, dass es eine gute Sterbebegleitung gibt. Man ist nicht allein.»