Auf einen Blick
- Betrüger locken Arbeitssuchende mit lukrativen Heimarbeit-Angeboten
- Opfer müssen Geld einzahlen, um weiter zu verdienen
- Beatrix L. verlor 2300 US-Dollar in Kryptowährung
- Polizei kennt die Masche, aber Geld bleibt weg
Die Internetportale heissen teilzeitarbeit-ch.online, jobsfuturelink.online, profi-mieten.online, pickedwellch.works oder skillascendnet.com und versprechen alle das schnelle Geld. Doch statt Geld gibt es dort vor allem eins: Betrug und Abzocke. Die Opfer der perfiden Masche sind meist Arbeitssuchende, Rentner oder Menschen in finanziellen Nöten – Menschen, bei denen das Geld ohnehin knapp ist.
Die Betrüger arbeiten immer gleich: Auf den professionell aussehenden Internetportalen werden Jobs angeboten, für die keine spezielle Qualifikation vonnöten ist. Jobs, die ein Wochenverdienst von über 2000 Franken versprechen und gemütlich von zu Hause aus erledigt werden können. Doch nach ein paar Tagen sollen die Opfer erst einmal Geld einzahlen, bevor sie Lohn bekommen. Dieses Geld ist dann für immer weg.
Die Angebote klingen verlockend
So erging es auch Beatrix L.* (61) aus dem Kanton Thurgau. Wie sie gegenüber Blick erzählt, versucht sie seit längerem, eine neue Arbeit zu finden. Aufgrund ihres Alters sei das aber nahezu unmöglich. «Inzwischen habe ich aufgehört, Bewerbungen zu verschicken. Es ist zu frustrierend», sagt sie. Entsprechend knapp ist das Geld bei der Thurgauerin.
Die Möglichkeit, von zu Hause aus Geld zu verdienen, war für L. deshalb sehr verlockend. Spontan meldete sie sich auf einem der Jobportale an. Ein riesiger Fehler, wie sich herausstellen sollte.
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Es lief doch alles so gut
Zunächst sei aber alles super gelaufen, erzählt sie. Über Whatsapp wurde sie von vermeintlichen Vorgesetzten kontaktiert und in ihren neuen Job eingeführt. Ihre Aufgabe war es, mit einfachen Mausklicks Produkte in ihrer Bewertung hochzuranken. Für jede Bewertung bekam sie Geld gutgeschrieben, das sie sich selbst auf ihr Konto auszahlen konnte. Doch plötzlich funktionierte das nicht mehr. Nun hiess es: Erst einmal Geld einzahlen, bevor es neues Guthaben gibt.
Das tat Beatrix L. auch. Immerhin lief es doch am Anfang ganz gut, und sie hatte ja auch Lohn für ihre Arbeit bekommen. Sie sagt: «Doch die Verlockung, weiter Geld zu verdienen, war zu gross.» Also machte sie weiter und zahlte ein.
2300 US-Dollar einfach weg
Hinzu kam, dass die Betrüger Druck machten. Die «Vorgesetzten» forderten L. über Whatsapp immer wieder auf, neues Geld einzubezahlen. Ihr bereits generiertes, aber auch ihr privates. Am Ende hatte die 61-Jährige insgesamt 2300 US-Dollar, knapp 2000 Franken, überwiesen – in Kryptowährung.
Es ist der Moment, in dem Beatrix L. stutzig wird. Die Sache mit der Kryptowährung kommt ihr komisch vor. Auch, dass keines der Portale ein Impressum hat, findet sie seltsam. «Ich halte mich selbst für einen intelligenten Menschen, und doch bin ich auf Betrüger hereingefallen», sagt sie heute. Ihre aussichtslose Lage und die finanzielle Situation hätten sie unvorsichtig gemacht.
Die Masche ist nicht unbekannt
Das einbezahlte Geld dürfte futsch sein, die Aussichten, es zurückzubekommen, sind schlecht. Auch die Polizei, bei der sie den Fall inzwischen zur Anzeige gebracht hat, wird daran vermutlich nichts ändern können. Obwohl die Betrugsmasche den Behörden nicht unbekannt ist.
Die Vorgehensweise der Fake-Jobportale erinnert den Geschäftsleiter der Schweizerischen Kriminalprävention (SKP), Fabian Ilg, stark an das Phänomen «Money Mule» – Geldesel. Die Betroffenen werden in diesem Fall aufgefordert, das generierte Geld in Kryptowährung umzuwandeln. So ist es den Kriminellen möglich, die Gelder, die fast immer aus deliktischen Handlungen wie Drogen- und Menschenhandel stammen, zu waschen. Auch Beatrix L. könnte Opfer dieser Masche geworden sein.
Betroffene können sich strafbar machen
Und genau darin liegt das Problem, denn obwohl die Betroffenen zwar nicht direkt in die kriminellen Handlungen involviert sind, machen sie sich trotzdem strafbar, weil sie Verbrecher dabei unterstützen, die illegale Herkunft des Geldes zu verschleiern. So heisst es in dem von der SKP veröffentlichen Infoschreiben.
Frau L. hofft jetzt nur noch, mit ihrer Geschichte andere vor den Betrügern warnen zu können. Sie selbst habe sich durch die Betrugsmasche in eine finanzielle Notlage gebracht, erzählt sie.
Anderen soll nicht dasselbe passieren, deshalb ist sie auch bereit, ihre Geschichte öffentlich zu machen. «Ich war leider erst hinterher schlauer, das muss anderen ja nicht auch so gehen», fügt sie hinzu.
*Name bekannt