Auf einen Blick
- Lasermethode beim Grauen Star bringt keinen Vorteil
- Ultraschallbehandlung ist qualitativ hochwertig und sicher
- Zusatzkosten von 2000 Franken pro Auge
Die Behandlung des Grauen Stars mit der Lasermethode kostet rund 2000 Franken pro Auge zusätzlich. Zahlen die Patientinnen und Patienten für etwas, was sie gar nicht brauchen?
Daniel Bruun: Ja, das ist so. Unabhängige Metastudien zeigen, dass die Lasermethode gegenüber der herkömmlichen Ultraschallmethode – mit ganz wenigen Ausnahmen – keinen Vorteil hat. Interessanterweise ist es manchmal schwierig, die Patienten davon zu überzeugen. Viele haben den Glauben verinnerlicht, dass sie etwas Besseres bekommen, wenn sie mehr bezahlen. Das ist bei der Lasermethode aber definitiv nicht der Fall.
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Ist denn die Qualität der Ultraschallbehandlung, die von der Grundversicherung übernommen wird, ausreichend?
Absolut. Sie bekommen eine hochwertige Linse und mit der Ultraschallmethode ein qualitativ hochstehendes Operationsverfahren. Die Operation des Grauen Stars gehört zu den sichersten Eingriffen in der Medizin.
Trotzdem blüht der Markt mit der Lasermethode, die Behörden tun nichts dagegen. Ist das symptomatisch für unser Gesundheitswesen?
Unser Gesundheitswesen ist so komplex geworden, dass es niemand mehr komplett durchschaut. So ist dann auch niemand mehr verantwortlich. Damit leben viele gut. Die Ärzte und die Spitäler, die Kantone und die Krankenkassen. Man müsste das ganze System stark vereinfachen. Ich befürworte unser freiheitliches System und die Möglichkeit, selber Verantwortung zu übernehmen. Wer verantwortlich ist, müsste mehr Macht bekommen, aber auch Konsequenzen spüren, wenn etwas nicht klappt.
Was heisst das konkret?
Wir haben die sogenannten WZW-Kriterien. Die stehen im Gesetz. Medizinische Behandlungen müssen wirksam, zweckmässig und wirtschaftlich sein. Dieses Prinzip müsste unbedingt in der Ausbildung von Ärztinnen und Ärzten ein Thema werden. Wir sind Teil eines Gesamtsystems und müssen Verantwortung übernehmen. Aber auch Patientinnen und Patienten müssen einen Schritt machen und ihr teilweise massloses Anspruchsdenken ablegen.
Das sind gesellschaftliche Entwicklungen, die Zeit brauchen. Welche Massnahmen würden kurzfristig wirken?
Wir hatten ja die Diskussion um die Millionensaläre der Chefärzte. Die wurden nun vielerorts gedeckelt. Das Gleiche könnte man auch mit den Einkommen der Spezialärzte machen. Das trifft dann bloss 10 bis 15 Prozent der Ärzteschaft, nämlich die Spitzenverdiener. Das ist besser als die Rasenmähermethode, wo einfach die Vergütungen gesenkt werden. Zumal diese Senkungen ja meist einfach durch Mehrbehandlungen kompensiert werden. Man müsste aber die Gesamteinkünfte zuerst einmal richtig erfassen können.
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Und gehen Sie da auch mit gutem Beispiel voran?
Meine Fallkosten pro Patientin und Patient liegen mit 63 Prozent weit unter dem Durchschnitt. Die Krankenversicherer schreiten erst ein, wenn man bei 120 Prozent liegt. Ich könnte also pro Fall fast doppelt so viel verrechnen.
Es scheint wie ein Naturgesetz: Im Herbst fallen die Blätter und die Krankenkassenprämien steigen. Mit dem Prämienticker unternimmt der «Beobachter» etwas dagegen: Er recherchiert und publiziert Missstände im Gesundheitswesen, benennt die Verantwortlichen und fordert Lösungen von den Entscheidern.
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