Gewaltszenen in Lugano TI: Ein Video von einer Polizeiverhaftung Ende Dezember 2020 im Maghetti-Quartier machte im Netz die Runde. Darauf zu sehen ist, wie vier Polizisten einen Querulanten verhaften. Jetzt werden zwei der vier Beamten angeklagt: wegen Amtsmissbrauch und Tätlichkeit!
Die Polizei musste in besagter Dezembernacht an den Ort ausrücken, weil Jugendliche die Nachtruhe störten und Lärm verursachten. Die Gruppe hielt sich zudem nicht an die geltenden Corona-Schutzmassnahmen.
Polizeibekannter Iraker fiel negativ auf
Gemäss der Polizei hätten die Teenies «feindseliges, arrogantes und provokatives Verhalten» gezeigt. Insbesondere ein junger, polizeibekannter Iraker sei negativ aufgefallen: Er habe sich auffällig aggressiv und unkooperativ verhalten.
Zunächst habe er einem Polizisten die Jacke zerrissen. Dann legten die Beamten dem Iraker Handschellen an. «Der Mann leistete dann weiter Widerstand, weshalb die Beamten versuchen mussten, ihn zu bändigen», sagte der Luganeser Stadtpolizei-Kommandant Roberto Torrente damals.
«Hu***sohn!»
Der Passant, der das Gemenge filmte, rief dabei den Polizisten zu: «Was zum Teufel macht ihr da?» Damit nicht genug: Die Einsatzkräfte werden tief unter der Gürtellinie beleidigt: «Hu***sohn» und schlimmeres ist zu hören.
Mehr als vier Monate sind seither vergangen. Nun klagt die Tessiner Staatsanwaltschaft zwei der involvierten Luganeser Stadtpolizisten an. Die Justiz wirft einem der beiden Beamten Amtsmissbrauch und Tätlichkeit vor, dem anderen lediglich Amtsmissbrauch. Dies teilte die Tessiner Kantonspolizei am Mittwoch mit.
Den Polizisten droht Geldstrafe
Die Staatsanwaltschaft beantragt für die beiden Polizisten eine Geldstrafe von 60 beziehungsweise 30 Tagessätzen. Die Probezeit beträgt zwei Jahre. Überdies fordert die Staatsanwaltschaft eine Busse.
Gegen einen dritten Polizisten, der beim Vorfall dabei war, sei die Anklage fallengelassen worden. Er war beim Einsatz später dazugekommen. (SDA/nl)