Drogen, Waffen, blanke Gewalt
Bubi-Banden terrorisieren das Tessin!

Vergangene Woche nimmt die Kapo fünf Burschen fest. Sie haben gedealt, gestohlen und den Vater eines 17-Jährigen mit der Softair-Pistole bedroht. Es ist der dritte Schlag gegen eine Baby-Gang im Südkanton in nur einem Jahr.
Publiziert: 12.11.2019 um 15:38 Uhr
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Aktualisiert: 06.05.2021 um 12:05 Uhr
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Es vergeht kaum ein Wochenende an dem sich nicht irgendwo im Tessin Jugendliche raufen. Oft geht eine Gruppe auf einzelne Opfer los.
Foto: Keystone
Myrte Müller

Sie prügeln. Sie dealen. Sie bedrohen und erpressen. Die Baby-Gangs boomen im Tessin. Und ihre Mitglieder werden immer jünger. Wie skrupellos die wilden Kids vorgehen, zeigt das jüngste Ereignis im Raum Lugano TI.

Vier Halbstarke stehen plötzlich beim Vater eines 17-jährigen Bandenmitglied vor der Haustür. Sie zielen mit der Waffe auf den Mann. Ihre Haltung ist extrem aggressiv. Gott sei Dank ist es nur eine Airsoft-Pistole. Doch der Schrecken sitzt. Der Angegriffene alarmiert die Polizei.

Kurz darauf, am 6. November 2019, werden die vier plus der Sohn des bedrohten Mannes festgenommen. Zwei von ihnen sind mit 20 und 19 Jahren volljährig und sitzen in U-Haft. Um die drei anderen, zwei 17- und ein 16-Jähriger kümmert sich Jugendanwaltschaft.

Nicht nur die eine Episode wird ihnen zur Last gelegt. Es gab auch immer wieder andere Delikte. So müssen sich alle Burschen wegen Bedrohung, Erpressung, Verstoss gegen das Waffen- sowie gegen das Betäubungsmittelgesetz verantworten.

Kein Samstagabend-Ausgang ohne Prügelei

Kaum ein Samstagabend vergeht, ohne dass sich vor irgendeinem Club im Tessin die Kids prügeln. Zunehmend sind die Schläger in Banden organisiert. Angeführt von einem Älteren, der den Jüngeren als Vorbild dient. Oft sind es viele gegen einen. Und sehr oft sind Drogen im Spiel. So prügelte eine Gruppe Jungs im April dieses Jahres in Bellinzona TI auf einen Karussell-Besitzer ein.

Bereits in diesem Sommer wurden im Südkanton zwei grosse Bubi-Banden zerschlagen. In Laufe des Frühsommers fliegen 30 Kids auf. Die Bande hat mit kiloweise Marihuana, Hunderten von Beruhigungstabletten der Marke Xanax und mit dem Hustensaft Makatussin gedealt, dazu unzählige Rezepte gefälscht.

Zahl der Ermittlungsverfahren gegen Kids steigt

Zur gleichen Zeit klicken die Handschellen für eine andere Baby-Gang. Rädelsführer ist ein 23-Jähriger. Viele seiner «Gangster» sind unter 18 Jahre alt. Bereits im Jahr zuvor wird der Anführer verhaftet. Im Sommer folgen die Festnahmen von vier schweren Jungs, zwei von ihnen sind minderjährig. Verfahren laufen gegen weitere 40 Bandenmitglieder. Es geht nicht um Bubenstreiche, sondern Körperverletzung, Freiheitsberaubung, Diebstahl.

In den vergangenen Jahren ist die Zahl der Ermittlungsverfahren gegen Minderjährige explodiert. Sie stieg von 874 auf über 1200 in 2018. Verurteilt werden jährlich über 400 Kids. Die Tendenz bestätigt ein Jugendanwalt dem Nachrichtenportal Ticinonline. «Besonders die Verbreitung von Drogen macht uns Sorgen», sagt Reto Medici.

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