Hier kreist die Rega über der Unfallstelle
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Heli-Absturz im Tessin:Hier kreist die Rega über der Unfallstelle

Nach Helikopter-Absturz im Tessin – Familie und Freunde trauern um Gabriele Mossi (†49)
«Das Fliegen war seine Leidenschaft»

Über 20 Jahre flog Gabriele Mossi Helikopter, hatte Tausende von Flugstunden hinter sich. Bei einem Transport zu einer Baustelle oberhalb von Gordola TI touchierte der Heli eine Hochspannungsleitung und stürzte ab. Und der 49-Jährige war auf der Stelle tot.
Publiziert: 18.03.2022 um 00:04 Uhr
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Aktualisiert: 18.03.2022 um 11:05 Uhr
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Gabriele Mossi, von allen «Lele» genannt, war ein erfahrener Heli-Pilot mit Tausenden von Flugstunden. Dennoch übersah der Tessiner am Mittwoch, 16. März 2022 eine Hochspannungsleitung oberhalb von Gordola.
Foto: Facebook
Myrte Müller

Es ist ein Einsatz wie so viele. Gegen 11 Uhr am Mittwoch startet Gabriele Mossi (†49), «Lele» genannt, seinen Dienst. Der erste Flug von geplanten 15. Der langjährige Pilot des Unternehmens Heli-TV wurde von der Gemeinde Gordola TI beauftragt, Betonteile in das Carcale-Tal oberhalb von Gordola TI zu transportieren. Die Baustelle ist nur wenige Flugminuten vom Locarneser Flugplatz entfernt. Eine Strecke, die Gabriele Mossi, so sagt sein Chef Giovanni Frapolli (66) zu Blick, aus dem Effeff kannte.

Und doch passiert es: Die Rotorblätter touchieren die Hochspannungsleitung. Der Ecureuil B3 stürzt aus zirka 100 Metern wie ein Stein in die Tiefe und fängt beim Aufprall Feuer.

Die Rauchsäule ist von der Magadino-Ebene aus zu sehen. Der Tessiner hat keine Chance. Er ist auf der Stelle tot. Nur mit Mühe erreichen die Helfer der Schweizer Bergrettung und der Rega das Wrack und den verunglückten Piloten in der bewaldeten Schlucht im Ortsteil Gaggione von Gordola TI.

«Lele war ein erfahrener Pilot und guter Freund»

Giovanni Frapolli zeigt sich fassungslos über den Unfall. «Lele war ein sehr guter, sehr erfahrener Pilot, der auch Helikopterpiloten ausbildete. Er muss geblendet worden sein oder irgendwie anderweitig abgelenkt, dass er die Leitung nicht gesehen hat.» Der CVP-Politiker trauert: «Lele war nicht nur ein Mitarbeiter, er war ein guter Freund.»

In tiefer Trauer ist auch die Familie des Todespiloten. Mossi hinterlässt Mutter, Schwester und eine elfjährige Tochter. «Er lebte für das Fliegen», sagt Schwester Romina (50) zu Blick. Sie erinnert sich: «Schon als Dreijähriger war er in die Helikopter vernarrt. Wenn sie auf den Alpen landeten, rannte ich immer weg. Lele aber war fasziniert von ihnen.»

2001 liess sich der Nordtessiner bei der damaligen Swissair in Kloten ZH zum Flugausbilder ausbilden. Seitdem übernahm er Helikopterflüge in Lodrino und anderswo im Kanton. Nicht hauptberuflich. Denn der Agraringenieur arbeitete eigentlich in der landwirtschaftlichen Planungsabteilung des kantonalen Finanzdepartements.

Ermittlungsverfahren hat die Sust übernommen

«Jedes Wochenende, nach Feierabend, den ganzen Sommer über war Lele in der Luft unterwegs», sagt Romina Mossi. Doch seine Begeisterung galt nicht nur den Helikoptern.

Gabriele Mossi stammte aus Biasca TI und erbte von Grossvater und von Vater ein kleines Weingut, das er mit Herzblut betrieb. Die Cantina Ra Canva brachte international preisgekrönte Weine hervor. Zudem setzte er sich privat für den Schutz der Rustici ein. «Lele war sportlich, er fuhr gerne Ski, liebte die Berge», sagt Romina. Und er liebte die Musik, war Trompeter in der Philharmonie seiner Heimatstadt, wie «La Regione» berichtet.

Wann Familie, Freunde und Kollegen von «Lele» Abschied nehmen können, ist noch unklar. «Es laufen noch Ermittlungen», sagt Romina Mossi. Die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust) untersucht jetzt den tragischen Unfall.

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