Fernando Brunner (73) kann aufatmen
Warmer Winter rettet Tessiner Unternehmer vor dem Ruin

Der freie Markt wurde für viele kleine und mittlere Unternehmen zur Kostenfalle. Dem Unternehmer Fernando Brunner (73) etwa drohte die Pleite. Nun kann er aufatmen.
Publiziert: 04.01.2023 um 19:55 Uhr
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Aktualisiert: 04.01.2023 um 19:57 Uhr
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Fernando Brunner (73), Hotelbesitzer und Gastronom aus Locarno TI, hofft auf sinkende Strompreise.
Foto: zVg
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Myrte MüllerAussenreporterin News

Der Schrecken vom Herbst sitzt Fernando Brunner (73) noch immer in den Knochen. Der Vertrag mit seinem Stromanbieter lief Ende Jahr aus. Die Società Elettrica Sopracenerina schickte einen Kostenvoranschlag für den neuen Jahresvertrag. Und der hatte es in sich. Zahlte der Hotelier 2022 noch 200'000 Franken an Stromrechnung, sollte er für 2023 900'000 Franken hinblättern!

«Das schaffen wir nicht», sagte Fernando Brunner damals zu Blick. Der Tessiner besitzt vier Hotels und zwei Restaurants in Locarno TI und Lugano TI. Brunner unterzeichnete den neuen Vertrag nicht, wartete die Preisentwicklung ab – und spielte mit dem Feuer. Schliesslich hätten die Preise auch weiter steigen können.

«Ich hoffe, der Tagespreis fällt weiter»

Fernando Brunner hat Glück. Dank des warmen Winters sinken die Strompreise. Jetzt zahlt der Tessiner statt der im Kostenvoranschlag kalkulierten 90 Rappen nur 35 bis 40 Rappen pro Kilowattstunde. «Meine nächste Rechnung kommt Ende Januar», sagt Fernando Brunner. «Ich hoffe, es bleibt bei diesem Tagespreis.»

Der jetzige Preis sei aber noch immer zu hoch. «Vor der Krise lag der Preis bei sieben Rappen pro Kilowattstunde.» Aufgrund des extremen Preisanstiegs werde er derzeit keinen neuen Vertrag abschliessen. Lieber zahle er in den kommenden Wochen weiter den Tagespreis, in der Hoffnung, dass dieser weiter falle. Bleibe der Strom so teuer, habe das Folgen. «Dann müssen wir leider die Zimmerpreise leicht anheben.»

«Wie beim Lotto-Spiel»

Das Abwarten und Hoffen auf niedrigere Preise sei «Spekulation wie beim Lotto-Spiel», sagt der Hotelbesitzer und Gastronom. «Aber was sollen wir machen?»

Kostenvoranschläge auch für die kommenden drei Jahren bleiben bislang unattraktiv. Nur für das Jahr 2026 hat Fernando Brunner einen Vertrag abgeschlossen. «Der Stromanbieter hat mir eine Offerte gemacht für 15 Rappen pro Kilowattstunde. Das ist für uns okay. Wer weiss, wie dann der Energiemarkt aussieht.»

Einen grossen Wunsch hat der Tessiner: «Die Schweiz muss wieder unabhängig werden. Schliesslich hat sie alle Möglichkeiten, ihre Bevölkerung mit eigener Energie zu versorgen.»


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