«Ich finde das fies, das ist Abzockerei!»
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Max Böni (74) ist wütend:«Ich finde das fies, das ist Abzockerei!»

Max Böni (74) aus Möhlin AG sollte schon im Dezember der höhere Tarif von 2023 verrechnet werden
«Stromanbieter wollte sich widerrechtlich bereichern»

Dass er seinen Stromzähler erst am 31. Dezember selbst ablesen kann und so Geld spart, erfährt Max Böni erst durch Freunde – und nicht von seinem Stromanbieter. Der erzürnte Rentner vermutet gar Absicht.
Publiziert: 29.12.2022 um 17:52 Uhr
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Aktualisiert: 30.12.2022 um 14:42 Uhr
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Max Böni aus Möhlin AG vor seinem Stromzähler.
Foto: Nicolas Lurati
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Nicolas LuratiReporter News

Max Böni (74) aus Möhlin AG ist wütend. «Fast hätte ich für einen Grossteil des Dezembers dieses Jahres den Strompreis für 2023 bezahlt», sagt der Rentner zu Blick. «Und dieser ist deutlich höher als jener von 2022.»

Um durchschnittlich 25 Prozent würden die Tarife im nächsten Jahr bei Bönis Stromanbieter steigen, der AEW Energie AG, wie das Unternehmen auf Blick-Anfrage mitteilt. Im konkreten Fall von Max Böni seien es sogar 27 Prozent.

Diesen höheren Tarif verrechnet die AEW bereits ab dem Datum der Ablesung durch einen Angestellten. Da die AEW-Mitarbeiterin bereits Anfang Dezember bei Böni war, wäre fast der ganze Monat bereits zum neuen Preis abgerechnet worden. Dass dem so ist, erfuhr der Fricktaler aber erst dank eines Gesprächs mit Freunden einige Tage nach dem Besuch der AEW.

Zähler am 31. Dezember selbst ablesen

Die Kollegen erklären ihm, dass es eine simple Methode gibt, um den höheren Strompreis erst ab dem tatsächlichen Start des neuen Jahres und nicht bereits vorher zu berappen. Der Einfamilienhausbesitzer erklärt: «Den Zähler am 31. Dezember selbst ablesen und die Daten der AEW schicken.»

Böni ist erzürnt, weil er nur durch einen Zufall auf dieses Vorgehen aufmerksam gemacht wurde. «Ich verstehe nicht, wieso sie mir das nicht deutlich machten», ärgert er sich über seinen Stromversorger. Bei seinem Haus sei diese Sparmethode von besonderer Bedeutung. Denn: «Wir heizen mit einer Wärmepumpe. Da ist der Verbrauch sowieso schon höher, vor allem im Winter.»

Und dass ihn die AEW aus seiner Sicht nicht proaktiv informiert hat, weckt beim Aargauer einen bösen Verdacht: «Ich glaube, die AEW hat absichtlich so gehandelt, um sich widerrechtlich zu bereichern.»

AEW widerspricht wütendem Rentner

Die AEW widerspricht Bönis Verdacht. «Gemäss Branchenvorgaben dürfen die konventionellen Zähler vor oder nach dem eigentlichen Stichtag abgelesen werden», sagt Kommunikationschefin Yvonne Kohler auf Blick-Anfrage. «Diese Praxis kann, je nach Entwicklung der Strompreise, sowohl einen leicht positiven als auch einen leicht negativen Effekt auf die Stromrechnung unserer Kundinnen und Kunden haben. Diese Effekte neutralisieren sich über mehrere Jahre.»

Konkret heisse das, «dass die AEW-Kunden wie Herr Böni in den vergangenen Jahren auch von Strompreissenkungen profitiert haben», sagt Kohler. «Von einer widerrechtlichen Bereicherung kann daher keine Rede sein.»

«Transparent» und «gesetzeskonform»

Kohler betont auch, dass es für die AEW «selbstverständlich» sei, die Kunden «transparent und gesetzeskonform über verschiedene Kanäle über die entsprechenden Ablesungen und Abrechnungen zu informieren». Die Information erfolge unter anderem über eine Rechnungsbeilage. «2022 wurde diese im Monat Oktober an alle Kundinnen und Kunden versandt, entsprechend den Kundenpräferenzen physisch oder elektronisch; sie enthielt die Informationen zur Strompreiserhöhung.»

Wegen dieser Erhöhung für 2023 ist für Böni klar, dass er seinen Zähler so spät wie möglich ablesen wird: «Am 31. Dezember. Dann übermittle ich der AEW die Zahlen.» Kommunikationschefin Kohler bestätigt, dass der Zählerstand, den die AEW-Mitarbeiterin Anfang Dezember bei Böni abgelesen hat, gestrichen wird.

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