Ex-Logistik-Chef der Kapo SZ soll Waffen für 180'000 Franken im Darknet verkauft haben
Hans P. schiesst gegen Komplizen

Für die Bundesanwaltschaft hat der Mann aus Einsiedeln SZ in neun Jahren Dienstzeit Pistolen, Sturm- und Maschinengewehre sowie Munition im Auftrag der Polizei bestellt – und dann privat verkauft.
Publiziert: 08.04.2021 um 20:13 Uhr
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Aktualisiert: 09.04.2021 um 08:48 Uhr
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Angeklagter Hans P. (58) in Begleitung seines Anwalts beim Verlassen des Gerichtsgebäudes in Bellinzona TI. Am Vormittag des 8. April 2021 begann der Prozess gegen den ehemaligen Logistik-Chef der Kapo Schwyz.
Foto: Yvonne Leonardi
Myrte Müller

Die Vorwürfe passen nicht zum Erscheinungsbild. Hans P.* (58) sitzt im schwarzen Anzug vor den Richtern des Bundesstrafgerichts in Bellinzona TI. Das graue Haar ist frisch frisiert, das helle Hemd gesteift, die Lederschuhe poliert. Vor der Verlesung der Anklagepunkte setzt sich der dreifache Familienvater eine Brille auf: Widerhandlung gegen das Waffengesetz, Veruntreuung, Urkundenfälschung, ungetreue Amtsführung, Verletzung des Amtsgeheimnisses.

Der Ex-Leiter der Logistik der Kantonspolizei Schwyz soll zwischen 2009 und 2018 unerlaubt Waffen und Munitionen im Wert von 180'976 Franken bestellt, zum Teil bei sich zu Hause gelagert und online angeboten haben. Zusammen mit einem deutschen Komplizen namens «John» habe Hans P. den Account «clultimate» betrieben. 22 Waffen seien verkauft worden, weitere 63 im Netz angeboten, so die Bundesanwaltschaft. Pistolen, Sturmgewehre, Karabiner, Maschinenpistolen und jede Menge Patronen.

Privatbestellungen im Namen der Kapo

«Ja, es stimmt», sagt Hans P. mit gesenkten Schultern. «Ich habe Munition im Namen der Kapo für mich bestellt.» Doch alles sei für seine private Waffensammlung gewesen. «John» habe er im Darknet kennengelernt, wo er hin und wieder an Versteigerungen von Armeematerial teilgenommen habe. Ganz legal. Doch: «Nie habe ich Waffen verkauft», so der Schwyzer. Dass sein Komplize ein windiger Typ sei, habe er von seinem Vorgesetzten erfahren. Dieser hatte 2016 Hans P. zu sich zitiert. «Er sagte mir, dass die deutschen Behörden den Mann beobachteten, und fragte mich, ob ich ihn kenne», so der Angeklagte vor Gericht.

Böse Vorwürfe gegen den deutschen Komplizen

Daraufhin habe er den Kontakt zu «John» sofort abgebrochen. Der Deutsche landet in Konstanz vor dem Kadi – und belastet den Schweizer Waffenbruder schwer. Er erzählt vom gemeinsamen Darknet-Account. Von den Besuchen in der Schweiz, um die angebotenen Waffen abzuholen. Von den Provisionen, die es für heisse Ware gab.

«Alles Lügen», sagt Hans P. im Gerichtssaal. «John» habe sich nur selber schützen und ihm, dem Schweizer Waffensammler, die Hauptschuld zuschieben wollen. «Ich habe keine Ahnung vom Internet, könnte nie so ein Account einrichten», so der Ex-Polizist. Aber: «Ich habe mir Munition bestellt. Das war eine Riesendummheit!» Nur ein Waffenhändler – das sei er nicht. Am Freitag geht der Prozess weiter.

* Name geändert


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