Der Zürcher «Technopapst» Arnold Meyer (58) will kein Abzocker sein – und distanziert sich von seiner eigenen Firma. «Ja, das ist moralisch verwerflich – auch wenn es nicht illegal war», gibt er beim Treffen mit Blick reumütig zu. Und: «Ich habe die Firma heute über meinen Rücktritt aus dem Verwaltungsrat informiert. Es geht auch um die Aussenwirkung.»
Der Rücktritt kommt nur Stunden, nachdem Blick das Engagement von Meyer öffentlich gemacht hat: Das Techno-Urgestein ist nämlich einziger Verwaltungsrat bei einer Firma, die sich offensichtlich auf Abo-Fallen spezialisiert hat.
Sogar die Polizei warnt
Sogar die Kantonspolizei Zürich warnt vor den verschiedenen Maschen, bei denen die Mobile Trade AG involviert ist. «Für Ihre Nr. wurden zwei Mitteilungen hinterlegt! Nachrichten lesen: JA senden», heisst es etwa in SMS-Nachrichten, die verschickt wurden. Nur: Wer das tut, bekommt keine Nachrichten von irgendwelchen Freunden oder Bekannten – sondern löst ein zahlungspflichtiges Abo und hat bald ein Inkassounternehmen am Hals. In anderen SMS-Nachrichten heisst es laut einem Medienbericht: «Wir haben ein Video von Ihrem Mann im Sexclub.» Hier gilt ebenfalls: Wer darauf reagiert, wird abkassiert.
Auch Rosario Cuccurullo (37) ist in eine Abo-Falle getappt, wie er gegenüber Blick erklärte: Er soll für einen Abo-Dienst auf einer Website mit News-Videos fast 120 Franken plus Mahngebühren bezahlen. Angeblich habe er diesen Dienst der Mobile Trade AG auf seinem Handy gelöst, ebenfalls per SMS. Nur: Der Familienvater aus Chur erinnert sich nicht daran. «Ich bezahle sicher nicht für dieses Abo, das ich nie benutzt habe!» Erst nach Blick-Intervention werden ihm die Kosten endlich erlassen – aus Kulanz, wie es heisst.
Dass die vermeintliche News-Seite, auf der sich Cuccurullo angemeldet haben soll, ziemlich seltsam ist, wird schon nach wenigen Klicks klar: Einige der Videos stammen von der britischen BBC, andere von einem japanischen Sender – manchmal wurden die Logos entfernt.
Von alledem will der «Technopapst» aber nichts mitbekommen haben. Er schiebt die Verantwortung stattdessen auf seinen Geschäftsführer, einen langjährigen Freund: «Ich habe dieses Mandat nur als Gefallen für einen Freund angenommen und mich gar nie richtig darum gekümmert.» Die negativen Medienartikel und die Warnungen von der Polizei – der DJ hat davon nichts bemerkt, wie er sagt. «Wenn mein Name nicht in den Artikeln vorkommt, sehe ich das manchmal gar nicht.»
«Technopapst» will Verantwortung übernehmen
Auch sein Geschäftspartner habe ihn nie über Probleme informiert. «Ich bin bei mehreren Firmen involviert – das hier war wirklich nur ein Freundschaftsdienst». Der «Freundschaftsdienst» habe ihm nur etwa 600 Franken pro Monat eingebracht, sagt Meyer.
Macht er es sich mit dem abrupten Rückzug nicht ein bisschen zu einfach? Auf mehrfache Nachfrage erklärt sich der 58-Jährige bereit, doch noch ein Stück Verantwortung für die Firma und deren unfreiwillige Kunden zu übernehmen: «Wer sich abgezockt fühlt, darf sich beim Kundendienst, beim Blick oder auch direkt bei mir melden. Ich werde dann dafür sorgen, dass eine Lösung gefunden wird.» Nach Publikation des Artikels haben sich gleich mehrere unzufriedene «Kunden» bei Blick gemeldet.
Fest steht: Die Abo-Abzocke im Internet geht weiter – auch ohne den «Technopapst». Eine Auflistung von Firmen, die in der Schweiz aktiv sind, findet sich unter cybercrimepolice.ch.