«Der Winter wird schwierig»
Taskforce-Chefin warnt vor 30'000 weiteren Corona-Hospitalisierten

Taskforce-Chefin Tanja Stadler erwartet vor Weihnachten den Höchststand der vierten Welle. Besondere Sorge bereiten ihr ungeimpfte Kinder. Auch für sie könne das Virus schwere akute Verläufe oder Langzeitfolgen haben.
Publiziert: 14.11.2021 um 00:01 Uhr
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Aktualisiert: 14.11.2021 um 09:50 Uhr
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Tanja Stadler ist Präsidentin der wissenschaftlichen Covid-Taskforce des Bundes.
Foto: Stefan Bohrer

Derzeit verdoppeln sich die Fallzahlen wieder alle zwei Wochen. Tanja Stadler, Präsidentin der wissenschaftlichen Taskforce des Bundes, rechnet damit, dass der Höchststand der Belegung der Intensivplätze Mitte Dezember erreicht wird. Es sei mit bis zu 30'000 weiteren Corona-Hospitalisierten zu rechnen, wenn man wie bisher weiterfahre und «keinen signifikanten Impffortschritt» schaffe. Ob die Schweiz in eine Notfallsituation hineinlaufe, «liegt jetzt an uns», sagt Stadler im Gespräch mit der «SonntagsZeitung».

Zu möglichen Massnahmen zählt sie neuerliche Kontaktbeschränkungen und einen «nochmaligen raschen Schub bei Impfungen», inklusive Booster sechs Monate nach der zweiten Impfung. Dies, obschon Stadler einräumt, dass nach der enttäuschenden Impfwoche «kurzfristig nicht sehr viel drinliegt». Diese Woche hätten sich weniger als drei Prozent der impfberechtigten Menschen impfen lassen, die noch nicht geschützt sind. «Der Winter wird auf jeden Fall schwierig», so die oberste Covid-Beauftragte des Bundes.

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Wissenschaftlich sei es klar, wie die Welle zu brechen sei, so Stadler: «Entweder muss noch rasch sehr viel geimpft werden oder es braucht starke Massnahmen, um die Zirkulation zu bremsen.» Die Politik werde «nicht darum herumkommen, sich in den nächsten Wochen ernsthaft Gedanken über ein neues Massnahmenpaket zu machen». Dies, «damit die Spitäler nicht wieder überfüllt werden und nicht wieder mehr Leute an Corona sterben».

Grosse Sorge um Kinder

Grosse Sorge bereiten Stadler Kinder. Erwachsene hätten ihre Chance erhalten. Ungeimpfte seien sich des Ansteckungsrisikos bewusst. «Grosse Sorgen bereiten mir die Kinder, die noch keine Impfchance hatten», sagt Stadler im Interview. Sie fordert zum raschen Handeln auf: «Wir tun derzeit nicht wirklich viel, sie vor einer möglichen Ansteckung zu schützen, bevor sie sich impfen können.»

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In den Schulen werde vielerorts kaum oder gar nicht geschützt. Dabei könne die Taskforce nicht über Swissmedic hinweg entscheiden. «Erstaunlich ist es aber schon, dass noch nicht einmal die Zulassung bei der Swissmedic eingereicht ist», wundert sich Stadler. Dies, während in den USA bereits eine Million Fünf- bis Elfjährige geimpft wurden.

Eltern reichts: Alle Lehrerinnen und Lehrer sollen sich impfen!

Das Corona-Virus kursiert in den Schulen, wieder sitzen ganze Klassen in Quarantäne. Jetzt fordern Elternvertreter schärfere Massnahmen in den Schulen. «Wir sind beunruhigt», sagt Rui Biagini, 47, Mitbegründer der Elternorganisation «Protect the Kids», in der «Sonntagszeitung». «Das Lehrpersonal, das sich nicht impfen lässt, steckt sich leichter an und gefährdet so unsere Kinder, sie sich immer noch nicht impfen lassen können. Es gibt Verdachtsfälle, bei denen wir uns fragen, ob die Klasse durchseucht wurde, weil die Lehrperson nicht geimpft war.» Die Forderung der Elternorganisation: «Alle Lehrkräfte, die Kinder unter 12 Jahren unterrichten, sollten geimpft sein», sagt Biagini. «Wir verlangen auf diesen Schulstufen eine 3G-Zertifikatspflicht für die Lehrkräfte - zum Schutz unserer Kinder.»

Lehrerpräsidentin: «Es gibt immer noch die persönliche Freiheit, sich nicht impfen zu lassen»

Dagmar Rösler, Präsidentin des Schweizer Lehrerinnen- und Lehrerverbands LCH, hat zwar Verständnis für die Sorgen der Eltern, verweist aber auf die «persönliche Freiheit, sich nicht impfen zu lassen». Die Konferenz der Kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK) erhöht den Druck auf die Lehrerinnen und Lehrer. Eine möglichst hohe Durchimpfung sei auch «im Schulkontext» wichtig, da Kinder unter 12 Jahren noch keinen Zugang zur Impfung hätten, sagt Tobias Bär von der GDK. «Lehrerinnen und Lehrer, die nicht geimpft und nicht genesen sind, sollten sich zum Schutz der Kinder und Jugendlichen zumindest regelmässig testen lassen.»

Das Corona-Virus kursiert in den Schulen, wieder sitzen ganze Klassen in Quarantäne. Jetzt fordern Elternvertreter schärfere Massnahmen in den Schulen. «Wir sind beunruhigt», sagt Rui Biagini, 47, Mitbegründer der Elternorganisation «Protect the Kids», in der «Sonntagszeitung». «Das Lehrpersonal, das sich nicht impfen lässt, steckt sich leichter an und gefährdet so unsere Kinder, sie sich immer noch nicht impfen lassen können. Es gibt Verdachtsfälle, bei denen wir uns fragen, ob die Klasse durchseucht wurde, weil die Lehrperson nicht geimpft war.» Die Forderung der Elternorganisation: «Alle Lehrkräfte, die Kinder unter 12 Jahren unterrichten, sollten geimpft sein», sagt Biagini. «Wir verlangen auf diesen Schulstufen eine 3G-Zertifikatspflicht für die Lehrkräfte - zum Schutz unserer Kinder.»

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Dagmar Rösler, Präsidentin des Schweizer Lehrerinnen- und Lehrerverbands LCH, hat zwar Verständnis für die Sorgen der Eltern, verweist aber auf die «persönliche Freiheit, sich nicht impfen zu lassen». Die Konferenz der Kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK) erhöht den Druck auf die Lehrerinnen und Lehrer. Eine möglichst hohe Durchimpfung sei auch «im Schulkontext» wichtig, da Kinder unter 12 Jahren noch keinen Zugang zur Impfung hätten, sagt Tobias Bär von der GDK. «Lehrerinnen und Lehrer, die nicht geimpft und nicht genesen sind, sollten sich zum Schutz der Kinder und Jugendlichen zumindest regelmässig testen lassen.»

Bis eine Impfung der Kinder verfügbar sei, müssten regelmässige Tests, Lüften mit Unterstützung von CO₂-Sensoren und Masken den Schulbetrieb sicherer machen. Und auch wenn Kinder in den Fällen einen milden Krankheitsverlauf haben: «Das Virus darf auch bei den Kindern nicht unterschätzt werden», so Stadler zur «SonntagsZeitung». «Vor allem, wenn sich sehr viele in kurzer Zeit anstecken: Manche dieser Kinder werden schwere akute Verläufe oder Langzeitfolgen haben.» (kes)

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