Jetzt kommt der Booster für alle!
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SonntagsBlick-Recherche:Jetzt kommt der Booster für alle!

Der politische Druck der letzten Tage zeigt Wirkung
Jetzt kommt der Booster für alle!

Der Druck wurde zu gross. Nächste Woche gibt die Eidgenössische Impfkommission bekannt: Die dritte Dosis kommt – für alle Personen ab 12 Jahren!
Publiziert: 13.11.2021 um 23:57 Uhr
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Aktualisiert: 14.11.2021 um 09:17 Uhr
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Knall in der Schweizer Impfpolitik: Der Booster für alle kommt.
Foto: Keystone
Danny Schlumpf und Sven Zaugg

Nun also doch! Aus sicheren Quellen erfuhr SonntagsBlick am Samstagabend: In Kürze dürfen sich alle Personen ab zwölf Jahren, deren zweite Impfung mindestens sechs Monate zurückliegt, ein drittes Mal piksen lassen. Die Eidgenössische Impfkommission wird Mitte kommender Woche über ihren Entscheid informieren. Offiziell dazu äussern wollte sich gestern noch niemand.

Angesichts stark steigender Ansteckungszahlen treiben andere Länder die Auffrischungsimpfung längst voran. In den letzten Tagen wurde auch hierzulande die Forderung von Gesundheitspolitikern sämtlicher Couleur immer lauter, die Booster-Impfung solle möglichst rasch der gesamten Bevölkerung zugänglich gemacht werden. Und doch gaben sich die Ämter bislang zögerlich.

Zwar hatte die Heilmittelbehörde Swissmedic nach langem Zuwarten die Auffrischungsimpfung für «besonders gefährdete Personen» und «Menschen mit geschwächtem Immunsystem» ab zwölf Jahren zugelassen. Doch die Impfkommission und mit ihr das Bundesamt für Gesundheit (BAG) empfahlen den Booster nur für die über 65-Jährigen und «besonders gefährdete Personen» zwischen 16 und 64 Jahren – bei Letzteren allerdings nur in seltenen Einzelfällen.

Offenbar ist in den letzten Tagen hinter den Kulissen viel geschehen.

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Impfkommission macht vorwärts

Noch am Freitag betonte Christoph Berger, Präsident der Impfkommission, im Gespräch mit SonntagsBlick, dass eine Booster-Impfung zuerst dort eingesetzt werde, wo es zu schweren Krankheitsverläufen kommt. «Wenn wir das im Griff haben, kommen die anderen.»

Das ist Schnee von gestern – angesichts der epidemiologischen Lage und des politischen Drucks macht die Impfkommission nun Tempo.

Weil Swissmedic die Auffrischimpfung bisher nicht für alle genehmigt hat, dürfte die Impfkommission das sogenannte Off-Label-Use-Verfahren anwenden. Es erlaubt Ärzten, Arzneimittel im Rahmen der Therapiefreiheit zu verschreiben. Allerdings tragen sie dafür dann die Verantwortung. Entsprechend müssen die Mediziner ihre Patienten auf den Off-Label-Use hinweisen und dessen Zustimmung einholen.

Dass nun alle Personen in der Schweiz den Booster erhalten dürfen, ist ein wichtiger Schritt in der Bekämpfung der Pandemie. Die Fallzahlen steigen in ganz Europa. In Österreich und Norwegen gibt es bereits den Booster für alle. Auch Deutschland kündigt ihn an. In Frankreich und England erhalten ihn alle ab 50, in Italien ab 40.

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Die Schweiz hinkt hinterher

Diese Länder haben schneller als die Schweiz von den Erfahrungen Israels gelernt. Dort konnten sich die Menschen schon früh impfen – und dort war schon im Sommer klar: Die Schutzwirkung der Impfung lässt nach. Als in Israel die Zahl der Ansteckungen erneut explodierte, gab die Regierung die dritte Dosis frei – und brach damit die Welle.

Dass dies genau das Richtige war, belegen mittlerweile umfangreiche internationale Studien. So zeigen neuste Ergebnisse aus Schweden, dass etwa das Moderna-Vakzin nach sechs Monaten nur noch zu 60 Prozent vor einer Erkrankung schützt. 42 Prozent sind es beim Serum von Pfizer. Wichtig allerdings: Länger bieten die Vakzine Schutz gegen schwere Erkrankungen – bis zu neun Monate. Eine grosse Studie aus Israel zeigt ausserdem: Wer die dritte Dosis verabreicht bekommen hat, ist um 88 Prozent besser vor einer Infektion und um 93Prozent besser vor einer Hospitalisierung geschützt als doppelt Geimpfte. Der Schutz vor dem Tod steigt mit dem Booster um 81 Prozent. Eindrückliche Daten, welche die Impfkommission nun offenbar ernst nimmt.

«Die erste Studie aus Israel erschien Mitte September», sagt mRNA-Forscher Steve Pascolo von der Uni Zürich. «Sie zeigte bereits sonnenklar, was für eine enorme Wirkung der Booster hat.»

Booster-Meldung überrascht Kantone

Jetzt will also auch die Schweiz den Booster-Turbo zünden. Zuständig für die Impfungen sind die Kantone. Für sie dürfte die Booster-Meldung eine grosse Überraschung sein. Wegen der stockenden Impfquote haben viele von ihnen nach und nach Impfzentren geschlossen. Jetzt zeigt sich: Schon der Andrang der über 65-Jährigen ist riesig. Sie konnten sich bereits diese Woche anmelden – und viele Termine sind bereits ausgebucht. In Kürze dürfte aus dem Andrang auf die Impfzentren ein Sturm werden.

Die gute Nachricht: Mit rund zwei Millionen Impfdosen steht genügend Impfstoff zur Verfügung, um sofort loszulegen. Anfang 2022 kommen mehrere Millionen Dosen dazu. Genug, um alle zu boostern, die das wollen.

Risikogruppen atmen auf

Für viele Schweizer ist diese Neuigkeit eine enorme Erleichterung – ganz besonders für Menschen mit Diabetes, Krebs oder Herzkrankheiten. Denn die meisten Risikopatienten waren bis jetzt von der dritten Dosis ausgeschlossen. «Sie brauchen den Booster dringend», sagt Till Hornung, Chef der Rehabilitationskliniken Valens. 80 Prozent ihrer jährlich 6000 Patienten gehören zu den Risikogruppen.

So wie Daniela Nocera, die seit zehn Jahren an Multipler Sklerose leidet. «Für die Risikopatienten ist Corona eine Katastrophe», sagt die 48-Jährige. «Der Booster gibt uns wieder Sicherheit.»

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