Auf einen Blick
- In zehn Jahren können Tageskarten 300 Franken kosten
- Reto Gurtners Prognose sorgt für Aufregung
- In Vail kosten Tageskarten heute schon bis zu 300 Dollar
- Teure Skigebiete für Reiche, günstigere für Familien
Der Gedanke leuchtet ein: Steigen die Bevölkerungszahlen und die Schneefallgrenze, müssen sich immer mehr Skifahrer immer weniger Pistenkilometer teilen. Die Folge, nach dem Gesetz von Angebot und Nachfrage: Es wird teurer für alle.
Reto Gurtner, Chef der Weissen Arena Flims-Laax, liess diese Woche eine Bombe platzen: In zehn Jahren würden Tageskarten 200 bis 300 Franken kosten. Die Prognose des Wintersport-Visionärs sorgte umso mehr für Aufregung, als er sie just zum Saisonbeginn veröffentlichte.
«Die Überlegungen von Reto Gurtner sind grundsätzlich plausibel», sagt Jürg Stettler. Der Tourismusexperte an der Hochschule Luzern geht aber davon aus, dass es länger dauert als zehn Jahre, bis sie Wirklichkeit werden. Denn in der Schweiz herrsche eine grosse Dichte an Skigebieten, und die stünden in Konkurrenz zueinander. Wer eine günstigere Alternative suche, brauche also keine stundenlangen Fahrten im Auto oder Zug.
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In den USA ist das anders. In Vail Colorado zum Beispiel zahlt man an Spitzentagen für eine Tageskarte bis zu 300 Dollar, im Gebiet des Lake Tahoe 270 Dollar. Wer günstiger auf die Piste will, braucht einen Saisonpass. Der «Epic Pass» der Vail-Resorts-Gruppe, zu der auch die Schweizer Skigebiete Andermatt-Sedrun-Disentis und Crans-Montana gehören, kostet derzeit vergleichsweise günstige 1047 Dollar.
Zukunft Saisonabo?
Günstige Saisonkarten und kurzfristig erstandene Tageskarten mit dynamischen Preisen: Stettler glaubt, dass sich dieses Konzept in den grösseren Skigebieten in der Schweiz durchsetzen wird. Für ihn steht fest: «In Zukunft wird es sich aufgrund der höheren Tageskartenpreise für immer mehr Skifahrer lohnen, ein Saisonabo zu kaufen.»
Dass amerikanische Betreiber in Schweizer Skigebieten ähnlich schwindelerregende Preise einführen, hält Berno Stoffel für unwahrscheinlich. Der Direktor von Seilbahnen Schweiz: «Das wird nicht passieren.» Das Prinzip werde hierzulande nicht akzeptiert. Dennoch müsse die Frage erlaubt sein, ob sämtliche Skigebiete, egal, welcher Grösse und Qualität, für alle stets erschwinglich sein sollten. «Ein 5-Sterne-Hotel hat in der Hochsaison auch Preise, die sich nicht alle leisten können.»
Eine mögliche Zukunft des Volkssports Skifahren sehe demnach so aus: Ski-Enthusiasten, für die Geld keine Rolle spielt, werden in Laax GR, St. Moritz GR oder Zermatt VS die Pisten runterbrettern, Familien mit mittleren oder geringen Einkommen in Belalp VS oder Vals GR. Alles fährt dann zwar immer noch Ski – nur eben nicht mehr unbedingt miteinander.
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