Heute, am internationalen Gedenktag der Sternenkinder, brennen weltweit Kerzen für totgeborene Babys. Auch das Kind von Beate Kehrberger kam leblos auf die Welt. Im Gespräch mit Blick TV versucht sie, den Schmerz zu beschreiben. «Plötzlich versinkt alles in einem Nebel», sagt Kehrberger.
Im Dezember 2019 sollte ihre Tochter Eleni auf die Welt kommen, doch Kehrberger erlitt eine Totgeburt. «Ich fühlte mich ohnmächtig, hilflos und verzweifelt.» Der Grund für das Unglück: «Ich hatte einen vorzeitigen Blasensprung, wahrscheinlich ausgelöst durch eine Infektion.»
Eleni begleitet sie durchs Leben
Eleni überlebte nicht, trotzdem gebar Kehrberger ihre Tochter. «Es ging alles sehr schnell», sagt Kehrberger. Sie habe nach der Geburt noch Fotos und Fussabdrücke von Eleni machen können, die ihr heute bei der Trauerbewältigung helfen.
«Zu Hause stehen überall Fotos von Eleni», sagt Kehrberger. «Ich denke an sie, wenn ich morgens aufstehe und abends, wenn ich ins Bett gehe.»
Der Verein Himmelskind unterstützt Eltern bei der Trauerbewältigung. «Wir versuchen jedes ‹warum hat mir das niemand gesagt› zu verhindern», sagt Vizepräsidentin Janine Hächler. Der Verein organisiert beispielsweise eine Fotografin, die nach der Geburt Bilder von den Kindern macht. Auch Selbsthilfegruppen stehen den Betroffenen zur Seite.
Eine Stütze für Betroffene
«Der Verein war immens wichtig», sagt Kehrberger. Sie habe nach dem Schicksalsschlag professionelle Unterstützung gesucht und sie im Verein Himmelskind gefunden. «Dort wussten sie, wie es mir geht – das tut gut», sagt die Betroffene.
«Jährlich werden zirka 700 Kinder tot geboren», sagt Vizepräsidentin Janine Hächler. In den ersten drei Monaten seien genetische Veränderungen oft die Ursache, im späteren Verlauf der Schwangerschaft häufig Infektionen. «Manchmal kennt man den Grund auch einfach nicht», sagt Hächler. «Man geht aber davon aus, dass jede 5. Schwangerschaft in der Fehlgeburt endet.»
Auch wenn eine Schwangerschaft in einer Totgeburt endet, Ziel sei es trotzdem, dass die Mutter ihr Kind selbständig zur Welt bringt, erklärt die freiberufliche Hebamme Beatrix Ulrich. «Damit die Frauen merken, dass ihr Körper funktioniert», sagt Ulrich. Die Geburt von Sternenkindern sei für die Betroffenen immer eine Grenzerfahrung. «Zuerst heisst man das Kind willkommen, dann nimmt man schon wieder Abschied», sagt Ulrich. Dabei sei wichtig, den Eltern genügend Zeit zu geben.
Wie soll das Umfeld reagieren?
Das Umfeld von Eltern mit Sternenkindern sei oft verunsichert, sagt Janine Hächler vom Verein Himmelskind. Sie gibt Tipps für einen guten Umgang mit Trauernden. «Am besten man fragt die Eltern, was sie brauchen», sagt Hächler. Oft helfe es, wenn man Zeit mit ihnen verbringt. Sätze wie «Zeit heilt alle Wunden» und «ihr könnt ja noch einmal schwanger werden», seien eher verletzend, «auch wenn sie nur gut gemeint sind», sagt Hächler.
Den Verlust ihrer Tochter Eleni werde sie das ganz Leben lang begleiten, sagt Beate Kehrberger. «Aber die Momente, wo es mich runterzieht, werden weniger», sagt sie. Mit einer erneuten Schwangerschaft wolle sie aber noch warten. «Im Moment ist es noch zu früh, um wieder schwanger zu werden.» (hac)
Für Betroffene bietet die Fachstelle Kindsverlust während Schwangerschaft, Geburt und erster Lebenszeit einen Beratungsdienst an. Die Fachstelle ist für Familien und involvierte Fachpersonen via E-Mail (fachstelle@kindsverlust.ch) oder Telefon (031 333 33 60) kostenlos zur Verfügung.
www.kindsverlust.ch
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