Naomi Gregoris über ihre Fehlgeburt
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«Man gab mir eine Mitschuld»:Naomi Gregoris über ihre Fehlgeburt

Naomi Gregoris (31) aus Basel über ihre Fehlgeburt
«Man gab mir eine Mitschuld»

Naomi Gregoris (31) fühlte sich als Versagerin, nachdem ihr Kind im Bauch gestorben war. Heute weiss sie: An einer Fehlgeburt ist niemand schuld.
Publiziert: 06.04.2019 um 03:05 Uhr
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Aktualisiert: 15.10.2020 um 12:37 Uhr
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Naomi Gregoris (31) freute sich auf ihr Kind, bis ihr eines Tages unter der Dusche Blut zwischen den Beinen runterlief.
Foto: Stefan Bohrer
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Rebecca WyssRedaktorin Gesellschaft / Magazin

Bei mir fing es mit einem roten Rinnsal an, das mir beim Duschen die Schenkel hinunterlief. Es war der Anfang meiner Fehlgeburt, ich war in der 9. Schwangerschaftswoche. Danach fühlte ich mich, als hätte ich als Frau irgendwie versagt. Auch, weil ein paar Leute in meinem Umfeld mir signalisierten, dass ich eine Mitschuld tragen würde.

‹Du hast halt Stress gehabt› oder ‹Du hast es zu früh erzählt›, sagte man mir. Dabei kann wirklich niemand etwas für eine Fehlgeburt. Das weiss ich heute – ein halbes Jahr später. Und ich bin mehr als jemals zuvor der Meinung, dass man von Anfang an über die eigene Schwangerschaft reden sollte.

Die Ärzte empfehlen ja, bis zum Ende der 12. Woche zu warten, weil bis dahin das Abort-Risiko so hoch ist. Genau das ist Teil des Problems: Weil so viele Frauen und Männer schweigen, müssen sie bei einer Fehlgeburt alleine mit ihrem Verlust klarkommen. Das ist abstrus! So bekommt die breite Gesellschaft gar nicht mit, wie oft eine Fehlgeburt vorkommt.

Ich bin jetzt wieder schwanger, in der 16. Woche. Und wieder habe ich die Neuigkeit von Anfang an mit meinem Umfeld geteilt.

Während der ersten Wochen habe ich mich ein bisschen weniger gefreut als in der ersten Schwangerschaft. Wohl auch, um mich selbst zu schützen, falls ich es wieder verliere. Umso grösser ist die Freude jetzt.

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