«Während der ganzen Schwangerschaft gab es keinen Hinweis darauf, dass etwas nicht in Ordnung war. Das änderte sich mit den Presswehen, plötzlich fielen die Herztöne meines Sohnes ab. Am Ende holten sie ihn per Notkaiserschnitt. Er hatte gerade mal zweieinhalb Stunden auf dieser Welt.
Ich habe es zuerst nicht realisiert, ich war noch müde von der Narkose. Bis mein Mann ins Zimmer kam. Sein Gesicht werde ich nie vergessen. Er sagte mir, dass wir Abschied nehmen müssen. Und dann legte man mir den leblosen Körper in den Arm.
Bis heute wissen wir nicht genau, woran unser Sohn gestorben ist. Nur, dass er schon im Bauch eine schwere Unterversorgung hatte, die niemand erkannt hatte. Als ich aus dem Spital kam, drehte sich die Welt einfach weiter. Nur für mich stand sie still.
Darüber wollte ich reden, am liebsten mit allen. Ich verspürte den Drang, auf der Strasse Leute anzusprechen und ihnen zu sagen: Hey, ich habe mein Kind verloren! Ich tat es nicht. Stattdessen schrieb ich mir alles in einem Blog von der Seele.
Vor elf Monaten kam meine Tochter zur Welt, 361 Tage nach dem Verlust unseres Sohnes. Für mich und meinen Mann ist klar: Das ist kein Zufall, sie ist ein Geschenk ihres Bruders im Himmel.»