Die Ergebnisse von Sucht Schweiz zeigen: Unter den Teenager-Mädchen greifen immer mehr zu Suchtmitteln. Besonders beliebt: E-Zigaretten sowie andere Produkte zum Erhitzen. Mädchen vapen mehr. Der Suchtexperte Markus Meury spricht im Interview über die Gründe.
Herr Meury, worin liegt bei E-Zigaretten und beim Vapen der Reiz für Mädchen?
Markus Meury: Die E-Zigaretten sind bunt, riechen süsslich, fruchtig und sie kommen harmlos daher. Eine Hypothese ist, dass genau das Mädchen mehr anspricht. Zudem weiss man aus der Forschung, dass sie mehr als Buben unter der Pandemie gelitten haben. Vielleicht gibt es unter ihnen mehr vulnerable Menschen, die schneller zu Substanzen greifen. Das muss man untersuchen.
Welche Rolle spielen die sozialen Medien beim Vaping-Trend?
Was man aus der Forschung weiss: Mädchen sind mehr in den sozialen Medien unterwegs als Buben, dort werben die Produzenten für solche Produkte. Hinzu kommt: Es ist ganz einfach, mit der E-Zigarette ein Selfie zu machen, sie passt gut aufs Bild und sieht vermeintlich cool aus.
Die neue Studie von Sucht Schweiz zeigt: 2018 haben knapp 13 Prozent der befragten Mädchen angegeben, im vergangenen Monat mindestens einmal E-Zigarette geraucht zu haben. 2022 waren es 25 Prozent. Beim Alkohol ein ähnliches Bild: 43 Prozent der 15-Jährigen – Mädchen und Jungs! – hatten in den 30 Tagen vor der Befragung mindestens ein Mal Alkohol getrunken, 2018 waren es bei den Mädchen noch 41 Prozent.
Die neue Studie von Sucht Schweiz zeigt: 2018 haben knapp 13 Prozent der befragten Mädchen angegeben, im vergangenen Monat mindestens einmal E-Zigarette geraucht zu haben. 2022 waren es 25 Prozent. Beim Alkohol ein ähnliches Bild: 43 Prozent der 15-Jährigen – Mädchen und Jungs! – hatten in den 30 Tagen vor der Befragung mindestens ein Mal Alkohol getrunken, 2018 waren es bei den Mädchen noch 41 Prozent.
Beim Alkohol ist es ähnlich: Bei den 15-Jährigen trinken Mädchen und Jungs mittlerweile gleich häufig. Was ist hier der Grund?
Die Alkoholproduzenten haben es auf die jungen Frauen abgesehen. Sie haben Produkte wie Alcopops kreiert, die süss sind, den Alkohol schmeckt man kaum mehr. Junge Männer greifen eher zu Bier und Spirituosen.
Offenbar holen die Frauen auch im Erwachsenenalter auf, immer mehr von ihnen trinken gemäss Studien. Inwiefern hängt das mit der Emanzipation zusammen?
Richtig ist: Ab den 90er-Jahren haben Frauen vor allem beim Rauschtrinken aufgeholt. Das hat wohl mit einer gewissen Geschlechtergleichstellung zu tun. Die sozialen Normen haben sich verändert: Eine Frau, die viel trinkt, gilt nicht mehr als anrüchig.
Man weiss auch, dass gerade unter den gut gebildeten Frauen der Alkoholkonsum zugenommen hat.
Frauen haben heute die Möglichkeit, auch ehemals typische Männerberufe auszuüben. Sie dringen immer mehr in Berufskategorien vor, auch in Kaderpositionen, in denen es normal ist, mit Kollegen trinken zu gehen. Da entsteht ein Druck, mitzuhalten.
Wird, wer früh im Leben mit Suchtmitteln anfängt, später im Leben abhängig?
Nicht unbedingt. Ein Ausprobieren-Wollen gehört zur Jugend.
Ab wann wird es problematisch?
Wenn Jugendliche sich wöchentlich betrinken, wird es gefährlich. Statistisch gesehen werden sie später im Leben eher abhängig als andere. Wenn sie in eine Krise rutschen, greifen sie zum Beispiel schneller auf Substanzen wie Alkohol zurück. Je früher jemand mit Suchtmitteln anfängt, desto mehr passt sich das Hirn diesem Konsum an.
Wie verhalten sich Eltern richtig: Strikt verbieten oder verhandeln?
Bis zu einem Alter von etwa 14 oder 15 Jahren kann man den Alkoholkonsum verbieten. Wichtig ist: Ein gutes Vertrauensverhältnis macht vieles einfacher. Dazu gehört, als Eltern eine klare Linie zu haben und diese auch mit dem Kind aushandeln. Regeln sollte man nachvollziehbar begründen. Und es muss Konsequenzen haben, wenn das Kind diese nicht einhält.