Mein Gott, bin ich glücklich, wieder auf dem Campus zu sein!», bricht es aus Angelina Manhart (20) heraus.
Seit Beginn der Pandemie waren die meisten Studierenden in der Schweiz dazu verdonnert, daheim und für sich allein zu lernen. Seit Beginn des neuen Semesters Anfang Woche nun stehen die Hochschulen wieder allen offen. Einzige Bedingung: ein gültiges Covid-Zertifikat. Das passte zwar nicht jedem: An der Universität Zürich etwa demonstrierten zum Semesterstart etwa 100 Personen gegen die neue Pflicht. Jus-Studentin Angelina Manhart aber kann das nicht verstehen. «Jetzt herrscht allmählich wieder das normale Studentenleben! Man besucht gemeinsam Vorlesungen, bekommt die Dozierenden live zu Gesicht.»
Für Paula Bitterli (20), Medizinstudentin im ersten Semester, sind virtuelle Videoübertragungen und Webinare zwar ein unbekanntes Terrain. Doch sie ist sich sicher: «Eine Online-Vorlesung habe ich bis jetzt noch nie erlebt – und ich hoffe, es auch nie zu müssen.»
Online ist alles viel mühsamer
Nicht weit entfernt auf den Treppen der Polyterrasse sitzt Josef P.* (24), der an der ETH gerade seinen Master in Robotik abschliesst. Er sagt: «Präsenzveranstaltungen bringen einfach viel mehr. Normalerweise verbringe ich jede Pause mit meinen Freunden. Versteh ich mal etwas nicht, kann ich sie oder die Professoren sofort fragen. Online ist das viel mühsamer.»
Kontrolliert wird das Covid-Zertifikat stichprobenweise. An der ETH gilt ausserdem überall Maskenpflicht, an der Uni Zürich nur in den Vorlesungssälen.
Andrew Müller (24) trägt viel lieber eine Mund-Nase-Bedeckung, als noch ein weiteres Jahr online zu studieren. «Es war grauenhaft», sagt der Psychologiestudent an der Universität Zürich. «Meine Konzentration war begrenzt – meine Motivation nicht mehr auffindbar.» Vor allem der fehlende soziale Kontakt machte ihm und vielen anderen Studierenden zu schaffen. «Ich hab aufgehört, aktiv nach Freunden zu suchen, weil es online einfach zu schwierig war.»
Mit vereinten Kräften gehen wir das an
Im Gespräch mit SonntagsBlick erzählt auch Konstantina Papadopoulou (24), eine griechische Austauschstudentin, von ihrem ersten Eindruck. «Schaut man die Situation aus der Perspektive persönlicher Rechte an, dann ist die Zertifikatspflicht schon etwas einengend. Richtet man den Blick aber auf die sozialen Aspekte, so sind diese Massnahmen der einzige Weg, der zurück in die Normalität führt.»
Die ETH-Studentin fühlt sich durch die neue Zertifikatsregelung nicht nur sicherer, sondern auch als Mitglied der Schweizer Gesellschaft. Strahlend sagt sie: «Wir alle versuchen jetzt, gemeinsam eine grössere Sache mit vereinten Kräften zu bekämpfen. Wir brauchen uns, zusammen schaffen wir das!»
* Name der Redaktion bekannt