Stau-Chaos vor deutscher Grenze wegen Kontrollen
«Ich brauche 1 Stunde zur Arbeit statt 10 Minuten» – obwohl sie gar nicht durch Zoll will

Eigentlich braucht sie mit dem Auto von Basel nach Rheinfelden rund zehn Minuten. Doch wegen der ständigen Grenzkontrollen steht die Rheinfelderin jedes Mal 40 bis 50 Minuten im Stau – obwohl sie gar nicht über die Grenze will.
Publiziert: 26.01.2024 um 18:11 Uhr
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Aktualisiert: 26.01.2024 um 18:27 Uhr
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In Rheinfelden, nahe der deutschen Grenze, steht Blick-Leserreporterin Manuela K. täglich 40 bis 50 Minuten im Stau.
Foto: Leserreporterin
Sandra Gerber

«Es ist einfach sehr mühsam», sagt Manuela K.* (33) aus Rheinfelden AG zu Blick. «Statt zehn Minuten brauche ich eine ganze Stunde zur Arbeit. Ich muss also jeden Tag rund eine Stunde für den Arbeitsweg einplanen.» Denn seit einiger Zeit ist an der deutschen Grenze nur noch eine Spur offen – und jeder Autofahrer wird kontrolliert.

Dies führt immer wieder zu Staus. Zum einen für Personen, die zwischen Rheinfelden in der Schweiz und Rheinfelden in Deutschland unterwegs sind. Aber auch diejenigen, die in der Schweiz bleiben und die Grenze gar nicht überqueren wollen, müssen unter Umständen mehr Zeit einplanen.

«Es wird jeden Tag schlimmer»

Darunter auch die 33-Jährige. Um nach Hause zu kommen, muss sie die Autobahn bei der Ausfahrt Rheinfelden verlassen. Doch die Autoschlange an der Grenze staut sich über einen Kilometer auf der Autobahn. So steckt sie fest, obwohl sie eigentlich gar nicht durch den Zoll will. «Ein riesiger Stau, weil die Deutschen konstant Kontrollen machen», berichtet die Schweizerin. Ausnahmslos jeder Autofahrer wird rausgewunken.

Den Stau einfach zu umgehen, indem man die Hauptverkehrszeiten meidet, funktioniert in diesem Fall leider nicht. Laut Manuela K. gibt es mittlerweile zu jeder Tageszeit kaum noch ein Durchkommen. «Es ist gefährlich – und es wird jeden Tag schlimmer», sagt sie. Denn während sich Auto um Auto im Stau reiht, gibt es immer wieder welche, die ungeduldig werden.

«Oft wollen sich einige Autofahrer irgendwie durchschlängeln. Sie rasen dann regelrecht an der Kolonne vorbei – das war schon öfters ganz schön eng», erzählt die Rheinfelderin. Sie beobachtet immer wieder brenzlige Situationen. Auch sie musste kürzlich wegen eines rücksichtslosen Verkehrsteilnehmers eine Vollbremsung machen.

«Verzögerungen sind möglich»

Doch warum werden die strengen Kontrollen trotz zunehmendem Stau-Chaos fortgesetzt? Die Bundespolizeiinspektion Weil am Rhein zu Blick: «Seit dem 16. Oktober 2023 führt die Bundespolizei an der Schweizer Grenze auf Beschluss des Bundesministeriums des Innern und für Heimat Massnahmen im Rahmen der vorübergehend wieder eingeführten Grenzkontrollen durch.»

Eine Reaktion auf die stark gestiegenen Flüchtlingszahlen. Seither seien etwa 14'600 unerlaubte Einreisen festgestellt und etwa 7100 einreiseverhindernde oder aufenthaltsbeendende Massnahmen vollzogen worden, teilte das Ministerium in einer Zwischenbilanz im Dezember mit. Zudem seien in diesem Zeitraum 340 Schleuser festgenommen worden.

Die Bundespolizei sei bestrebt, auch bei Aufrechterhaltung der grenzpolizeilichen Massnahmen einen reibungslosen Reise-, Waren- und Güterverkehr zu gewährleisten. «Verzögerungen sind jedoch je nach Verkehrsaufkommen weiterhin möglich», heisst es in der Erklärung.

Demnach sind die Einsatzkräfte am Grenzübergang Rheinfelden – Autobahn angewiesen, bei entsprechendem Verkehrsaufkommen zwei Fahrspuren für den Verkehr freizugeben. Aber: «Aus baulichen Gründen ist am Grenzübergang keine weitere Spur für den Pkw-Verkehr möglich.»

* Name geändert  

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