Der Corona-Winter war eine Zumutung: kein schaumiger Cappuccino im Lieblingskaffee, kein gemütliches Schlemmen im Restaurant und vor allem viele einsame Stunden in den eigenen vier Wänden. Und das Ganze bei so viel Schnee und Regen wie seit 60 Jahren nicht mehr.
Umso mehr freute sich die Schweiz deshalb auf den Frühling, denn der verspricht: sonnige Tage an der frischen Luft, an der sich das Stück wiedergewonnene Freiheit so richtig geniessen lässt.
Doch es kam anders. Die mildere Jahreszeit startete nämlich garstig. Mit mehr als zwei Grad unter dem landesweiten Mittel machte der April bereits zum Frühlingsbeginn Schlagzeilen – so kalt zeigte sich dieser Monat nämlich zuletzt vor 20 Jahren. So ist das Schlendern im Freien kein Genuss.
Mai äusserst regnerisch
Von seiner kühlen und nassen Seite zeigt sich aber auch der Mai: Bis zum 17. Mai liegen die Temperaturen mit knapp drei Grad unter dem mehrjährigen Durchschnitt. Reichlich Regen gibts auch – mancherorts liegt die Niederschlagsmenge sogar schon Mitte Monat weit über dem Mittelwert.
Etwa in Sitten. Bis heute wurden dort 93,4 mm/m2 Niederschlag gemessen. Es regnete fast doppelt so viel wie sonst im ganzen Mai. Auch Zürich hat Mitte Monat mit 96,3 mm/m2 den langjährigen Durchschnitt von 108,5 mm/m2 Niederschlag schon fast erreicht.
Der diesjährige Frühling ist aber auch kalt – so kalt, wie er seit 2013 nicht mehr war. Damals betrug das Temperaturdefizit im Jura und im Mittelland knapp zwei Grad, im Wallis rund ein Grad. Mit viel Regen im April und Mai fiel der Frühling damals sprichwörtlich ins Wasser.
Jetstream sorgt für schlechtes Wetter
Ähnlich sieht es auch dieses Jahr aus, denn für die restlichen Frühlingstage ist kein Wetterumschwung Sicht. Nach einer regnerischen Auffahrt warten nun auch wechselhafte Pfingsttage mit Regenschauern auf uns.
Verantwortlich für den Wetterschlamassel ist der Jetstream. Das ist ein Starkwindband, an dem entlang sich Tiefdruckgebiete bilden, welche für schlechtes Wetter sorgen.
«Im Sommer wandert der Jetstream Richtung Norden, zurzeit befindet er sich aber noch ungefähr über der Schweiz», sagt Geraldine Zollinger (24) von Meteonews zu Blick. Das ist nicht normal.
Die Folge: In Finnland erleben die Menschen einen aussergewöhnlich warmen Frühling mit Temperaturen von bis zu 24 Grad, während bei uns bislang kein stabiles Hochdruckgebiet in Aussicht ist.
Wechselhafte Pfingsten
Zollinger rät mit Blick auf die Pfingsten: «Wer fürs Wochenende Pläne schmiedet, sollte bis Mitte Woche warten.» Denn: Das Pfingstwetter sieht aktuell noch wechselhaft und kühl aus. So zeige sich der Freitag bewölkt, auch bestehe ein erhöhtes Regenrisiko.
Wolkig bliebe es voraussichtlich auch am Samstag, aber immerhin: «Zwischen ein paar Schauern gibt es längere trockene Phasen sowie ein paar sonnige Abschnitte», sagt Zollinger weiter.
Über mehr Sonnenstrahlen kann sich die Schweiz erst am Sonntag freuen. Wobei: «Auch dann ist mit gelegentlichen Regengüssen zu rechnen.» Was die Temperaturen betrifft, so klettern diese an Pfingsten auch noch nicht auf 20 Grad – die Winterjacke kann bei 14 bis 17 Grad dennoch im Keller bleiben.
Bis der lang ersehnte Sommer endlich hier ist, braucht es also noch viel Geduld. Diese aber bringt bekanntlich Rosen. (une)