Darum fahren die Temperaturen in letzter Zeit Achterbahn
3:39
Meteorologe erklärt:Darum fahren die Temperaturen in letzter Zeit Achterbahn

Mal Frühling, mal Winter
Darum fahren die Temperaturen in letzter Zeit Achterbahn

Seit Wochen spielt das Wetter verrückt. Mal ist Frühling, dann doch wieder Winter. Die Temperaturen fahren dabei regelrecht Achterbahn. Grund dafür ist ein «gestörter» Polarwirbel – vermutlich verursacht durch den Klimawandel.
Publiziert: 08.04.2021 um 11:31 Uhr
|
Aktualisiert: 03.05.2021 um 11:56 Uhr
1/8
Ungewöhnliche Bilder: Ein gefrorener Obstbaum im Oberwallis.
Foto: Leserreporter

Das Osterwochenende startete mit viel Sonne und relativ warmen Temperaturen. Doch die Hoffnung auf Frühling wurde Anfang dieser Woche bereits wieder zunichte gemacht – am Dienstag folgte ein krasser Temperatursturz mit teilweise über einem halben Meter Neuschnee. Dieses Hin und Her spielt sich nun schon seit Wochen ab. Ist das noch normal?

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.

Die Antwort ist laut Meteonews: «Ja, aber...» Denn was da seit Anfang Februar vor sich geht, sei doch eher speziell. Die Ursache für die grossen Schwankungen liegen bei einem «gestörten» Polarwirbel. «Diese Schwankungen werden tendenziell immer ausgeprägter», sagt Meteorologe Roger Perret zu Blick. Schuld daran dürfte der Klimawandel sein.

Polarwirbel dieses Jahr «unorganisiert»

Eine Erklärung: Der Grossteil des Wettergeschehens findet in der untersten Schicht der Erdatmosphäre statt – der sogenannten Troposphäre. Die Temperatur in dieser Schicht nimmt mit der Höhe stetig ab. Über ihr folgt die Stratosphäre, aus der 2012 der Extremsportler Felix Baumgartner (51) auf die Erde sprang.

Im unteren Bereich dieser Schicht bleibt die Temperatur zunächst konstant, beginnt dann aber mit der Höhe wieder zu steigen. Der Grund dafür: Hier befindet sich auch die Ozonschicht, in der durch die abgefangenen UV-Strahlen Wärme freigesetzt wird. Im Winter kommt dieser Prozess zum Stillstand, weil das Sonnenlicht die Polargebiete nicht mehr erreicht. In den betroffenen Gebieten zeigt sich die Sonne für mehrere Tage bis Monate nicht mehr.

In dieser Zeit kühlt die Stratosphäre stark ab. Es entsteht ein Polarwirbel, ein mächtiger Kaltluftkörper. Dank eines starken Jetstreams bleibt die Kaltluft aber normalerweise im Polarwirbel gefangen – was in der Schweiz einen milden Winter mit viel Niederschlag zur Folge hat.

Grössere Temperaturschwankungen bleiben aus. Doch in diesem Jahr ist der Polarwirbel unorganisiert und zerfleddert, zum Teil auch geteilt. Die kälteste Luft befindet sich nicht mehr in der unmittelbaren Polregion, sondern dringt teilweise weit bis in den Süden vor. Dafür verantwortlich ist der momentan schwache Jetstream, der die Kaltluft nicht mehr kompakt zusammen halten kann.

Achterbahn noch nicht vorbei

Wie geht es nun weiter mit dem Wetter? Ab Donnerstag kommt die Schweiz in den Einflussbereich eines Hochs – die Luft im Alpenraum wird abgetrocknet und die Temperaturen beginnen zu steigen. Am Sonntag kann man sogar wieder mit bis zu 20 Grad rechnen. Die Nullgradgrenze steigt auf über 2500 Meter.

Wer jetzt hofft, dass damit die Achterbahn der Temperaturen damit vorbei ist, wird enttäuscht. Denn laut «MeteoNews» kommt bereits Anfang nächster Woche ein neuer Anflug von kühler Luft auf uns zu – dem Polarwirbel sei dank!

Vor allem für die Obstproduzenten ist die aktuelle Kältewelle eine Herausforderung. Da noch Frostnächte angekündigt sind, kann sich das für die Bäume kritisch auswirken. Bei den Steinfrüchten wie Zwetschgen, Kirschen und Aprikosen ist die Vegetation derzeit am weitesten gediehen. Bei Temperaturen unter minus 7 Grad könnten allerdings auch Apfelkulturen leiden, auch wenn sie noch nicht blühten. (bra)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?