Singen und siezen?
Berliner Polizei irritiert mit Tipps gegen Messer-Angriff

Messerangriffe in Berlin nehmen zu und versetzen Bürgerinnen und Bürger in Angst und Schrecken. Die Polizei gibt Tipps zum Umgang mit Aggression und Angreifern. Ein Tipp mag sonderbar klingen, wird aber auch von der Schweizer Polizei empfohlen.
Publiziert: 31.08.2024 um 11:14 Uhr
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Aktualisiert: 31.08.2024 um 11:31 Uhr
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Ein blutiger Angriff erschüttert am Freitagabend die deutsche Stadt Siegen: Eine Frau verletzte in einem Bus sechs Menschen mit einem Messer.
Foto: imago/Rene Traut

Auf einen Blick

  • Berliner Polizei gibt irritierende Tipps bei Messerangriffen
  • Schweizer Polizei rät zur Ruhe und Notruf
  • Seit 2023 sind die Tipps nicht mehr Teil der Empfehlungen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Berichte über Angriffe mit Messern häufen sich. Erst Solingen und jetzt Siegen. Besonders grosse Feste sind ein beliebtes Ziel.

Auf X kursiert gerade eine Liste von Tipps der Berliner Polizei, wie man sich am besten verhält, sollte man in solch eine Gefahrensituation geraten. Und die Ratschläge irritieren. Unter anderem findet sich der Tipp, einfach anzufangen, laut zu singen. Auch den Täter zu siezen, wird vorschlagen. Man solle generell «etwas Unerwartetes» machen. 

Aber stimmt das wirklich? Ja! Die Tipps sind korrekt. «In Abgrenzung zu terroristischen Anschlägen, Amoktaten und bewaffneten Angriffen – auch mit Messern –, wo Gesundheit und Leben zu schützen oberstes Gebot ist, kann beim Aufeinandertreffen mit aggressiven und pöbelnden Menschen, irritierendes Verhalten den Tatplan des Angreifenden durchaus durchbrechen. Dies empfehlen u.a. die Berufsverbände für Psychiatrie», schreibt die Berliner Polizei auf X. Es gibt aber auch ein grosses Aber. «Dennoch entspricht dieser Hinweis nicht unseren polizeilichen Erfahrungswerten und ist daher schon seit 2023 nicht mehr Teil unserer Empfehlungen.»

Und was rät die Schweizer Polizei in solche Situationen?

Auf Anfrage von Blick erklärt Mediensprecher Urs Wigger von der Luzerner Polizei: «Am besten ruhig bleiben, andere Passanten auf sich aufmerksam machen, sich nicht selbst in Gefahr bringen und wenn möglich zurückziehen. Versuchen, die Polizei über Notruf zu alarmieren, und sich Erkennungsmerkmale wie Kleidung oder Fluchtrichtung merken.»

Auch bei Schutz und Rettung Zürich heisst es, dass man ruhig bleiben, sich aus der Gefahrenzone bringen und den Notruf wählen soll. «Wichtig ist, zu erwähnen, dass die medizinischen Fachpersonen, die den Notruf entgegennehmen, bei Bedarf am Telefon bleiben und Anweisungen erteilen», erklärt Mediensprecher Marco Grendelmeier.

Sollte es bereits zu einer Verletzung gekommen sein, ist es wichtig, weiter Ruhe zu bewahren. «Blutende Wunden mit einem Tuch oder Ähnlichem abdrücken (stetiger und fester Druck), um die Blutung zu hemmen – Druck aufrechterhalten, bis professionelle Hilfe vor Ort ist. Zudem mit Patient oder Patientin sprechen und die Person betreuen. Falls sich der Zustand verschlechtert, nochmals den Notruf 144 wählen», führt der Mediensprecher aus. Und weiter: «Sollte eine Hauptschlagader an den Extremitäten betroffen sein, die Extremität oberhalb der Wunde mit einem Gürtel oder Ähnlichem abbinden und so die Blutung stoppen/hemmen.»

Für den Alltag empfiehlt Grendelmeier ein Grundwissen in Sachen Erster Hilfe. «Wichtig und möglicherweise lebensrettend ist es, wenn man das Wissen zur Ersten Hilfe ständig mit sich trägt und aktuell hält. Materiell macht es aber keinen Sinn, ständig etwas mit sich zu tragen.»


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