Alexey Nawalny (44) ist einer der letzten grossen Kritiker des russischen Präsidenten Wladimir Putin (68). Viele andere wurden zum Schweigen gebracht, sind eingesperrt, unauffindbar oder tot. Nawalny wartet heute auf das Urteil eines Gerichts in Moskau – Beobachter gehen davon aus, dass er eine lange Haftstrafe antreten muss.
Eng bewacht wird das Gebäude von der Sonderpolizei Omon (russisch für Otrjad Mobilny Ossobowo Nasnatschenija – «Mobile Einheit besonderer Bestimmung»). Eine Truppe, die in den letzten Monaten immer häufiger zum Einsatz kam und es besonders auf Demonstranten abgesehen hat. In blau-weiss-grau gemusterten Kampfanzügen, mit dicken Schutzpanzern und Helmen ausgerüstet, stellen sie sich in den postsowjetischen Staaten gegen diejenigen, die das Regime kritisieren. Davon gibt es reichliche, seit der Verhaftung Nawalnys sind in Russland Hunderttausende auf die Strassen gegangen. Zehntausende wurden verhaftet. Um das zu erreichen, scheint für die Olmo-Schergen der Zweck jedes Mittel zu rechtfertigen, regelmässig kommen Schlagstöcke zum Einsatz, erwischt wird, wer gerade im Weg steht.
In Belarus wird geknüppelt und entführt
In Belarus sind Demonstrationen ebenfalls an der Tagesordnung. Entsprechend aktiv ist Omon damit beschäftigt, Aufstände gegen Diktator Alexander Lukaschenko (66) niederzuknüppeln. Vor wenigen Tagen machte dabei auch die Schweizer Journalistin Luzia Tschirky (29) Bekanntschaft mit der Sondereinheit. Als die SRF-Reporterin an einer Ampel in der belarussischen Hauptstadt Minsk stand, wurde sie mit zwei Begleitern in ein Auto gezerrt und auf eine Polizeiwache gebracht. Nach Stunden kam sie frei – weil sie Ausländerin war, eine Akkreditierung vorweisen konnte und geistesgegenwärtig die Schweizer Botschaft informierte. Ihre Bekannten – Belarussen – werden vor Gericht gestellt.
Omon wurde 1988 als Antiterror-Einheit gegründet, nach Auflösung der Sowjetunion wurden die Einheiten den jeweiligen Sicherheitsbehörden der Nachfolgestaaten unterstellt. Heute wird Omon primär zu Massenveranstaltungen und Demonstrationen herangezogen sowie zu kritischen Einsätzen wie Geiselnahmen oder der Verfolgung organisierter Kriminalität. Mitmachen dürfen nur Männer.
«Reaktion der Situation angemessen»
Um Mitglied zu werden, muss man mindestens zwei Jahre im Militär gedient haben. Das Höchstalter für eine Bewerbung ist 30, mit 45 Jahren ist die Omon-Karriere meistens beendet. Derzeit wird geschätzt, dass allein in Russland über 20'000 Omon-Beamte im ganzen Land verteilt sind – offizielle Zahlen gibt es keine.