Ausgerechnet im Gefängnis Limmattal passiert es: Die Haftanstalt, erst seit 2010 in Betrieb, ist eine der modernsten im Kanton Zürich, wenn nicht in der Schweiz. Neuste Technik, beste Sicherheitsvorkehrungen – und trotzdem sind Häftlinge an Handys gekommen.
Erich Wenzinger, Sprecher der Oberstaatsanwaltschaft, bestätigt auf Anfrage von SonntagsBlick, dass die Staatsanwaltschaft Limmattal/Albis ein Strafverfahren führt im Zusammenhang mit der missbräuchlichen Verwendung von Handys durch Gefängnisinsassen.
Wer die Handys hinter Gitter geschmuggelt hat, ist unklar. Ermittelt wird gemäss Wenzinger gegen unbekannt. Wie die Handys zu den Insassen gelangten, sei ebenfalls Teil der Untersuchung. Weitere Auskünfte gebe man nicht.
Infrage kommen Besuchende, aber auch das Personal. Aufgeflogen ist der Schmuggel offenbar bei einer von mehreren Razzien.
Im Gefängnis Limmattal sitzen mehrheitlich Untersuchungshäftlinge. Es ist die restriktivste Form von Haft – sie ist nötig, um in einer heiklen Phase Ermittlungen nicht zu gefährden. Handys im Knast sind ein Sicherheitsrisiko, im schlimmsten Fall können sie Ermittlungen unmöglich machen – wenn Häftlinge etwa durch Kontakt mit Komplizen Aussagen absprechen oder Beweismittel vernichten lassen.
Kommunikation durch Zellenfenster
In Dietikon ZH sind Handys jedoch nicht das einzige Sicherheitsrisiko: 2019 wurde bekannt, dass Häftlinge, deren Zelle zur Strasse hin gebaut war, sich durch ihr offenes Zellenfenster mit Passanten verständigen konnten. Gemäss «Aargauer Zeitung» sollen besonders im Sommer Kollegen oder Ehefrauen auf dem Trottoir mit den Insassen kommuniziert haben. Als Reaktion darauf liess das Gefängnis Sonnenstoren herunter oder schloss Zellenfenster tagelang.
2016 erlangte das Gefängnis gar nationale Bekanntheit, als die damalige Aufseherin Angela Magdici den Häftling Hassan Kiko aus seiner Zelle befreite und mit ihm floh. Die beiden wurden erst nach mehrwöchiger internationaler Fahndung in Italien gefasst.
3500 Franken für ein Handy
Die verbotenen Handys im Gefängnis Limmattal sind ein weiteres Kapitel in einer längeren Pannenserie aus dem Departement der Justizvorsteherin Jacqueline Fehr (SP). Vor einem Jahr kam heraus, dass ein Wärter im Gefängnis Zürich Handys an Gefangene verkauft haben soll, pro Gerät soll er zwischen 1500 und 3500 Franken verlangt haben. Die Staatsanwaltschaft leitete Ermittlungen ein, die Untersuchung ist laut Oberstaatsanwaltschaft nach wie vor pendent.
Im Dezember wurde bekannt, dass über Jahre hinweg massenweise vertrauliche Daten offenbar in falsche Hände geraten waren, teilweise sogar im Zürcher Drogen- und Sexmilieu landeten. Ursache war der völlig unsachgemässe Umgang mit der Entsorgung von Datenträgern. Das Datenleck beschäftigt nun eine parlamentarische Untersuchungskommission, parallel läuft eine Strafuntersuchung.
Im April machte der «Tages-Anzeiger» publik, dass im neuen Prestigegefängnis des neuen Zürcher Polizei- und Justizzentrums vier Häftlinge verwechselt worden waren – ausgelöst durch ein Planungsdebakel beim Personal, wie die Justizdirektorin später zugeben musste: Man habe sich verrechnet und brauche ausserplanmässig 82 zusätzliche Stellen für den Betrieb.