Schon seit zwei Monaten herrscht in der Ukraine Krieg. Das scheinbar übermächtige Russland hat grösste Mühe, seinen Nachbarn in die Knie zu zwingen. Überall auf der Welt wird der Mut und die Kampfbereitschaft des ukrainischen Volks bewundert. Russland allerdings hat sich auf der Weltbühne komplett ins Abseits manövriert.
Ganz isoliert ist Wladimir Putin (69) allerdings noch nicht. Denn er hat ein starkes Ass im Ärmel: Erdgas! Der Westen hat sich über die Jahre in eine massive Abhängigkeit begeben und bezahlt jetzt den Preis dafür. Russisches Gas von heute auf morgen zu boykottieren, ist fast unmöglich.
«Wir wollten Putins Krieg nicht länger mitfinanzieren»
In Schlieren ZH ist man allerdings etwas mutiger. Der Stadtrat hat kürzlich angekündigt, dass die Badi Im Moos in der kommenden Badesaison komplett auf russisches Gas verzichten wird.
Diesen Sommer werden die Badegäste darum im kalten Wasser schwimmen müssen. Normalerweise herrscht eine Wassertemperatur von etwas über 20 Grad. Beim Blick-Test am Donnerstag betrug die Temperatur 17 Grad!
Für Christian Meier (60), stellvertretender Stadtrat für Werke, Versorgung und Anlagen war es eine logische Entscheidung. «Wir wollten Putins Krieg nicht mehr länger mitfinanzieren», sagt er zu Blick.
Den Entschluss das Bad nicht mehr zu heizen, habe man im Stadtrat vor drei Wochen eher kurzfristig gefällt. «Die Gassituation war unklar und die Preise begannen in die Höhe zu schiessen. Wir haben eingesehen, dass es nicht sein kann, dass wir im Freibad Gas verheizen, das anderen dann fehlt.»
«Schlieren alleine kann nichts ausrichten»
Doch denkt man im Schlieremer Stadtrat wirklich, dass man mit dieser Aktion Putin beeindrucken kann? «Schlieren alleine kann da natürlich nichts ausrichten», ist sich Stadtrat Meier bewusst. Trotzdem könne man mit dem Gasboykott ein Zeichen setzen. «Am Schluss geht es darum, dass jedes Kilowatt an Gas, das wir nicht verbrauchen, ein Loch in Putins Kriegskasse verursachen wird.»
Und was ist mit den Badigästen? «Die meisten von ihnen haben Verständnis gezeigt», sagt Meier. Aber: Es gibt auch vereinzelt Leute, die enttäuscht sind. «Einige haben gefordert, dass wir dafür im nächsten Winter auch bei uns im Stadthaus weniger heizen.»
Für das kalte Wasser gibts einen Gratiseintritt
Um beiden Seiten entgegenzukommen, haben sich Meier und seine Ratskollegen auf einen Kompromiss geeinigt. Von April bis Ende Mai baden Gäste in der Badi Im Moos gratis. Ab Juni kostet der Eintritt dann wieder, allerdings 30 Prozent weniger als sonst.
«Es wird sicher Leute geben, die nicht mehr kommen werden, weil ihnen das Wasser zu kalt ist. Ich denke aber, dass sich viele vom Gratisangebot bis Ende Mai überzeugen lassen werden», sagt Meier.
Für die Badi wird die Aktion allerdings zum Verlustgeschäft. Meier geht davon aus, dass man zwischen 10'000 und 20'000 Franken weniger einnehmen werde als in einem normalen Sommer.
Das sei an sich aber nichts Aussergewöhnliches, denn mit einem Schwimmbad verliere man immer Geld, erzählt Meier. Mit Eintrittskarten alleine lässt sich ein solcher Betrieb nicht finanzieren. Die Geldfrage sei in dieser Situation allerdings zweitrangig, stellt Meier klar. «Die ganze Aktion hatte nie einen finanziellen Hintergrund.»
Mit diesen Massnahmen ist Schlieren übrigens nicht alleine: Wegen der aktuellen Versorgungslage beschloss auch der Gemeinderat in Langenthal BE, die Badebecken in diesem Sommer nicht mit Gas zu beheizen. Stattdessen wird die bestehende Solarabsorberanlage genutzt.
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