«Es besteht der Verdacht auf Sprengstoffanschläge»
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Erster Staatsanwalt SH:«Es besteht der Verdacht auf Sprengstoffanschläge»

Jetzt spricht die Mutter (34) des mutmasslichen IS-Terroristen Aras P. (15) aus Neuhausen SH
«Er würde ganz sicher keine Menschen töten»

Eines ist klar: Eltern nehmen ihre Kinder meist in Schutz. Sogar, wenn es um geplante Terror-Anschläge geht – wie aktuell in Neuhausen SH. Nachdem der Vater des verhafteten 16-Jährigen im Blick Stellung nahm, spricht nun die Mutter des beschuldigten 15-Jährigen.
Publiziert: 16.04.2024 um 17:15 Uhr
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Aktualisiert: 16.04.2024 um 18:07 Uhr
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Die Mutter von Aras P. (15), der in U-Haft sitzt, hat Blick dieses Bild zur Verfügung gestellt. Mit der Bitte, das Gesicht ihres Sohnes abzudecken.
Foto: zVg
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Ralph DonghiReporter News

Ein altes Mehrfamilienhaus mitten in Neuhausen am Rheinfall SH. Hier wohnte Aras P.* (15) bei seinen Eltern. Bis der Schweizer mit kurdischen Wurzeln kurz vor Ostern von der Schaffhauser Polizei verhaftet wurde.

Der unfassbare Verdacht der Bundesanwaltschaft: Er und sein italienischer Kumpel Valentin S.* (16), der auch festgenommen wurde, sollen die Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) unterstützt haben. Der Erste Staatsanwalt des Kantons Schaffhausen, Peter Sticher (61), sagte im Interview mit Blick: «Konkret geht es um Sprengstoffanschläge auf Ziele in der Schweiz.»

Blick konnte mit Mutter des verhafteten Minderjährigen sprechen

«Wir sind aus allen Wolken gefallen, als unser Sohn verhaftet wurde», sagt nun erstmals die Mutter (34) von Aras P. im Gespräch mit Blick. Sie wirkt betroffen, aber gefasst. Die Festnahme sei am 28. März gewesen. Zu Hause. Abends. Und: «Ganz normal», so die Mutter. Ob ihrem 15-jährigen Sohn von den uniformierten Beamten Handschellen angelegt wurden, sagt sie nicht. Die Verhaftung sei «genug traumatisch» für Aras gewesen.

Haben die Eltern denn etwas geahnt von den mutmasslichen Terror-Aktivitäten ihres Sohnes? «Uns ist nicht bekannt, dass er irgendetwas mit geplanten Anschlägen zu tun haben soll», winkt die Mutter ab. Im Gegenteil: «Er ist ein ruhiger und netter Junge und würde ganz sicher keine Menschen töten.» Sie sagt damit ungefähr das Gleiche, wie schon der Vater von Valentin S. gegenüber Blick erzählt hatte.

Schon vor der Verhaftung auffällig

Laut Blick-Informationen sollen Aras P. und Valentin S. in die gleiche Klasse gegangen sein. Und: In der Schule waren die beiden schon mehrere Wochen vor Ostern auffällig, wie der Präsident der Schulbehörde der Gemeinde Neuhausen, Marcel Zürcher (61), zu Blick sagte. Man habe Symbole auf Papier sowie an einer Wand gefunden und die Polizei eingeschaltet.

Diese vermutete eine Radikalisierung. Die Schule habe dann herausgefunden, um welche Jungs es geht. «Sie haben sich reuig gezeigt», sagte Zürcher. Man habe es als Bubenstreich taxiert. Kurz vor Ostern wurde die Schule dann von der Polizei über die Festnahmen informiert.

Eine Gruppe von Teenagern

Unter den weiteren Verhafteten ist auch ein Verdächtiger (18) aus dem Kanton Thurgau. Fast gleichzeitig wurden zudem im deutschen Düsseldorf und in Baden-Württemberg vier Teenager verhaftet: Zwei Mädchen und zwei Jungen, die wie die beiden Schüler aus Neuhausen nicht älter als 16 sind. Sie sollen mit Aras P. und Valentin S. über eine Chatgruppe in Kontakt gestanden haben.

Die Mutter von Aras P. räumt ein: «Es kann schon sein, dass sein Kontakt bei einem Jungen auf einem Handy auftauchte, der vielleicht ein IS-Anhänger ist.» Deshalb müsse die Polizei auch alle Kontakte beziehungsweise die Personen dahinter erst einmal verhaften und ausgiebig befragen.

Familie hofft, dass Aras P. bald nach Hause kann

Es liegt nahe, dass sich die Gruppe beim Gamen oder über Chats im Internet kennengelernt hat. Wie sah dies bei Aras P. aus? Die Mutter sagt dazu lediglich: «Wie bei fast allen Jungs in dem Alter heutzutage gamet auch er gerne.»

Die Mutter von Aras P. möchte festhalten: «Uns ist wichtig, zu sagen, dass unsere Familie absolut nichts mit Religionen zu tun hat, die terroristische Aktivitäten unterstützen!» Sie seien überzeugt, dass sich alles klären würde «und unser Sohn hoffentlich bald wieder nach Hause kommen kann».

Doch die Ermittlungen dürften länger andauern – und könnten noch weitere Kreise ziehen.

Für alle Verhafteten gilt die Unschuldsvermutung.

*Name geändert

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