Neuhausen am Rheinfall SH wächst dank grossen Bauprojekten rasant. Allerdings freuen sich die Neuzuzüger nicht über alle Gegebenheiten und Traditionen in der Kleinstadt mit rund 10'000 Einwohnern. Ein Dorn im Auge – oder besser gesagt: im Ohr – von manchen neuen Anwohnerinnen und Anwohner ist das Glockengeläut der evangelisch-reformierten Kirche im Ortskern.
Nun hat die Neuhauser Kirchgemeinde Konsequenzen aus den Beschwerden gezogen. Wie sie am Donnerstag mitteilte, will sie das Läuten künftig reduzieren. In einer Testphase, die im Oktober startet, soll auf das morgendliche Geläut verzichtet werden. Auch die Stundenschläge sollen seltener ertönen.
Glockenklänge stören im Homeoffice
In erster Linie hätten sich Neuzuzüger, die im Homeoffice arbeiten, beschwert, sagt Pfarrer Matthias Koch gegenüber den «Schaffhauser Nachrichten». Allerdings seien die Klänge nicht für alle nervtötendes Gebimmel. Es gebe auch viele alteingesessene Einwohnerinnen und Einwohner, die das Glockengeläut sogar wertschätzten.
Im Konflikt zwischen den modernen Arbeitsbedingungen und dem Traditionsbewusstsein ist dem Pfarrer allerdings klar, dass man dennoch nicht ganz auf das Glockenläuten verzichten möchte. Ähnlich sieht es der Schaffhauser Kirchenratspräsident: «Was aufgegeben wurde, lässt sich oft nur schwer wiederbeleben», sagt Wolfram Kötter gegenüber den «Schaffhauser Nachrichten».
Die Testphase finde er dennoch vernünftig. Allerdings warnt er, dass das Glockengeläut für viele eine bedeutsame Sache sei. Er erinnere sich an Bewohner, die vor Gericht gezogen seien, weil das Kirchengeläut eingeschränkt wurde. Das zeige ihm, dass der Glockenschlag zum Schweizer Traditionsgut gehöre. (bab)