Bei einem Festumzug am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest (ESAF) in Pratteln BL sorgte eine russische Gruppe am Freitag für einen mächtigen Aufreger. Eine der Frauen trug auf ihrer Tracht ein aufgenähtes Z auf der Brust. Der Buchstabe gilt als Symbol des russischen Angriffskriegs in der Ukraine. Die Aussage dahinter: Die Russin unterstützt Putins Krieg.
Der Buchstabe sorgte für mächtig Zoff. Die Festivalbesucher zeigten sich bei einer Blick-Umfrage schockiert. Auch der ukrainische Botschafter reagierte und strich kurzerhand seinen Besuch. Die Trachtengruppe gehört zum Verein Russkij Basel. Die Gruppe besteht seit 2007 und will die heranwachsenden Generationen «an der Sprache, Kultur und Traditionen Russlands teilhaben lassen».
Zum Z-Vorfall wollte sich bislang keiner der Verantwortlichen äussern – bis jetzt. Auf kath.ch bricht Kontaktperson Navarretta Zarema ihr Schweigen und spricht von einem «Missverständnis».
«Wir sind politisch neutral»
Die betroffene Frau habe nicht etwa das Kriegssymbol zur Schau stellen wollen, erklärt Zarema. Vielmehr handle es sich um den Anfangsbuchstaben ihres Namens. Die Frau trage das Z-Symbol schon lange auf ihrer Tracht, sie lebe seit 40 Jahren hier in der Schweiz. «Wir sind politisch neutral, religionsfrei und sind für den Frieden», heisst es. Innerhalb des Vereins gebe es auch ukrainische Leute. Wie die Frau mit vollem Namen heisst, sagt Zarema aber nicht.
In Basel ist der Verein bekannt. Laut der «BZ» unterrichtet der Verein an Schweizer Schulen Russisch. In Zusammenarbeit mit den Bildungsbehörden beider Basel dürfen sich Schüler in russischer Sprache und Kultur unterrichten lassen. Pro Semester kostet das 400 Franken. Laut der «BZ» sind 31 Kinder für die Kurse eingeschrieben.
Die Bewilligung für den Unterricht setze voraus, dass die Anbieter konfessionell und politisch neutral sind, sagt das Basler Erziehungsdepartement. Ob der Vorfall für den Verein nach dem Trachtenskandal am vergangenen Freitag weitere Konsequenzen hat, ist unklar. Das Basler Erziehungsdepartement sagt, man werde den Vorfall «mit dem Verein besprechen».
Schweizer Russen-Verein entsetzt
Auch der Verein «Russland der Zukunft» in der Schweiz zeigt sich entsetzt über den Vorfall. Der Verein bringt russischsprachige Personen aus Zürich und der Schweiz zusammen. Dass am ESAF russische Flaggen trotz des Krieges gezeigt würden, sei «unangemessen», sagt die Verantwortliche Polina Sommer, «da dies für die unter dem Krieg Leidenden weiteren seelischen Schmerz bedeutet.»
Auch das Z-Symbol sei für viele Russinnen und Russen inakzeptabel. «Leider gibt es einige Russen, die den Krieg wirklich unterstützen und das Z-Symbol verwenden, um dies zu demonstrieren», sagt Sommer. Der Krieg in der Ukraine sei eine «persönliche Tragödie». Deshalb fordere man den sofortigen Rückzug aller russischen Truppen.
ESAF zeigte sich bestürzt
Das ESAF zeigte sich kurz nach dem Vorfall bestürzt. «Wir bedauern die Situation sehr», sagte Marion Tarrach, Kommunikations-Leiterin vom ESAF, zu Blick. Man kenne zwar noch nicht alle Details. Aber grundsätzlich sei die Veranstaltung Plattform für Sport, Kultur und Geselligkeit «und keine Bühne für politische Statements».
Ob der Vorfall vonseiten des ESAF noch ein Nachspiel hat, ist ebenfalls noch offen. (zis)
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