Das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest (ESAF) in Pratteln BL startete mit einem Skandal. Bei einem Festumzug am Freitag marschierte eine Gruppe von Russinnen in traditionellen Trachten mit. Sie schwenkten nicht nur die Fahne Russlands, eine der Frauen hatte auf ihrer Tracht auch ein weisses «Z» aufgenäht – Putins Kriegssymbol. Es steht stellvertretend für den russischen Angriff auf die Ukraine.
Hinter den Kulissen sorgt der Propaganda-Auftritt der Russinnen nun für einen Eklat. Eigentlich plante der ukrainische Botschafter Artem Rybchenko für Samstag einen Besuch am Schwingfest. Jetzt hat er diesen kurzfristig gestrichen.
Gegenüber SonntagsBlick bestätigt Rybchenko: «Ich wollte mit Freunden anreisen, aber das kommt jetzt nicht mehr infrage.» Er zeigt sich geschockt von den Ereignissen. «Da stellen Frauen offen russische Kriegssymbole zur Schau, während Putin in der Ukraine Kinder tötet.» Er verstehe nicht, wie so etwas «im Land der Menschenrechte» passieren könne. Ansonsten sei die Arbeit der Schweizer Behörden stets vorbildlich. «Hier haben die Kontrollen aber scheinbar völlig versagt.»
Einladung nicht vom ESAF selbst
Unklar ist, von wem genau der ukrainische Botschafter eingeladen wurde. Rybchenko spricht von einer «offiziellen» Einladung. Marion Tarrach, Kommunikations-Chefin vom ESAF, sagt: «Eine entsprechende Einladung haben wir nicht ausgelöst.» Möglich ist, dass der Botschafter von einem Sponsor eingeladen wurde.
Die ESAF-Veranstalter distanzieren sich vom Auftritt am Freitag. Tarrach: «Wir bedauern die Situation sehr.» Man kenne zwar noch nicht alle Details, Abklärungen würden laufen. Grundsätzlich aber sei die Veranstaltung eine Plattform für Sport, Kultur und Geselligkeit «und keine Bühne für politische Statements».
Hinter der Propaganda steckt ein russischer Verein
Laut der Sprecherin sollen alle Bevölkerungsgruppen Teil des ESAF sein. Somit sei klar gewesen, dass sich auch Menschen russischer Herkunft «im Festumzug repräsentiert fühlen» dürfen. «Wir erwarten jedoch, dass dabei auf politische Kundgebungen jeder Art verzichtet wird.»
Klar ist bis jetzt: Hinter dem Propaganda-Auftritt steht der Verein «Russkij Basel». Dieser marschierte am Freitag als eine von 90 Gruppierungen am Umzug mit. Der Verein beschreibt sich auf seiner Webseite als «unabhängiger, konfessions- und politisch neutraler Verein», der unter anderem Sprachkurse und Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche anbietet. Auf Anfragen reagierte «Russkij Basel» bis jetzt nicht.