Über drei Dutzend Mal sprengten Räuber in den vergangenen zwei Jahren Schweizer Bancomaten. Meist entkommen die Profis. Gefasst werden sie selten. Im Fall von Dimitri E.* ist es endlich gelungen. Dank der österreichischen Polizei. Zwei Tage vor Heiligabend macht sich die Bundesanwaltschaft ein besonderes Geschenk: Am Mittwoch stand zum ersten Mal ein mutmasslicher Bancomat-Sprenger vor dem Bundesstrafgericht.
Das Gericht strich das «mutmasslich». Dimitri E. wurde zu 74 Monaten Gefängnis mit anschliessend zehn Jahren Landesverweis verurteilt.
Sachschaden liegt bei über 100'000 Franken
Es ist der 12. Dezember 2019. Um 1.33 Uhr stehen zwei Männer vor der Frontseite des mehrstöckigen Wohn- und Geschäftshaus an der Bahnhofstrasse 37. Vor ihnen ist der in die Wand montierte Bancomat der Raiffeisenbank. Der Täter bringt mit Hilfe von zwei Nageleisen auf dem Blech eine selbst gebastelte, etwa zwölf Zentimeter lange Bombe an. Er zündet die Sprengladung mit Triacetontriperoxid. Es gibt einen ohrenbetäubenden Knall.
Die Bedienkonsole des Bancomaten sowie Teile der anliegenden Wandplatten des Gebäudes werden auf Trottoir und Strasse geschleudert. Fenster und die Scheibe der Eingangstür des Gebäudes bersten. Briefkasten, Deckenverkleidungen und Lampen werden beschädigt. Die beiden Rumänen, in diesem Fall der Verdächtige Dimitri E. und dessen mutmasslicher Komplize Ivan D.*, hätten Leib und Leben von etwa 30 Bewohnern der Liegenschaft sowie in der Nähe der Detonationsstelle anwesende Passanten gefährdet und ihre Verletzung wissentlich und willentlich in Kauf genommen, so die Bundesanwaltschaft in ihrer Anklageschrift. Zudem sei ein Schaden von über 100'000 Franken entstanden.
Bankräuber entkommen mit 126'600 Franken
Der Bancomat wird beim Anschlag zerstört. Der Tresor ist deformiert, hält aber stand. Dennoch gelangen die Räuber an die oberste Geldkassette und können schliesslich mit 126'600 Franken fliehen. Weit kommen sie nicht. Dimitri E. wird mit internationalem Haftbefehl am 19. Juni 2020 in Dornbirn (Österreich) durch das Landeskriminalamt Vorarlberg festgenommen und am 6. JuIi 2020 an die Schweiz ausgeliefert.
Der mutmassliche Komplize Ivan D. war schon am 16. Juni 2020 in Dänemark verhaftet worden. Die Auslieferung an die Schweiz wurde zwar bewilligt, jedoch zugunsten eines Strafverfahrens in Dänemark aufgeschoben, das ihn am 27. April 2021 zu einer mehrjährigen Freiheitsstrafe verurteilte.
* Namen geändert
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