RS-Virus überfüllt Spitäler
So erkennst du, ob dein Kind infiziert ist

Die Schweizer Kinderspitäler sind am Anschlag. Einer der Hauptgründe: eine Welle von Infektionen mit dem RS-Virus. Blick erklärt den heimtückischen Erreger.
Publiziert: 18.11.2022 um 15:50 Uhr
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Aktualisiert: 19.11.2022 um 09:37 Uhr
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Eine RSV-Infektion kann bei Babys auch die Bronchien und die Lunge befallen (Symbolbild).
Foto: AFP

Pfnüsel, Husten – und plötzliche Atemnot. Das sind mögliche Symptome bei einer Infektion mit dem Respiratorischen-Synzytial-Virus, kurz RS-Virus oder RSV. Für Erwachsene ist der Erreger in den allermeisten Fällen harmlos. Doch bei Kleinkindern und vor allem Säuglingen kommt es immer wieder zu schweren Krankheitsverläufen. Aktuell schwappt eine besonders intensive RSV-Welle über die Schweiz. Wie die «Aargauer Zeitung» berichtet, ist dies einer der Hauptgründe, weshalb die Kinderspitäler derzeit aussergewöhnlich stark ausgelastet sind.

Doch wie erkennt man überhaupt eine RSV-Infektion? Wann sollte man einen Arzt aufsuchen? Traudel Saurenmann (62), Chefärztin des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin am Kantonsspital Winterthur: «Babys können wegen der verstopften Nase Mühe haben mit dem Trinken. Wenn die Infektion auch die Bronchien und die Lunge befällt, dann bekommen die Kinder Atemnot; sie atmen viel schneller als sonst und viel angestrengter.» Manchmal würden sie beim Atmen auch ein pfeifendes Geräusch von sich geben, sagt Saurenmann zu Blick. «Wenn das Kind schnell oder angestrengt atmet oder wenn es nicht mehr genug trinken kann und weniger Urin ausscheidet als gewohnt, sollte man sofort zum Arzt.» Endgültige Gewissheit, ob eine Infektion mit dem RS-Virus vorliegt, liefert ein Test, für den Sekret aus der Nase des Kindes abgesaugt und im Labor untersucht wird.

Kinder müssen in entfernte Spitäler verlegt werden

RSV-Wellen kommen in dieser Jahreszeit immer wieder vor. Die aktuelle hat jedoch sehr früh begonnen und ist ausserordentlich heftig. Zurzeit komme es immer wieder vor, dass Kinder in ein anderes Spital verlegt werden müssten, weil man nicht noch mehr Kinder gleichzeitig behandeln könne, sagt die Chefärztin aus Winterthur. Nach Blick-Informationen musste ein Kind aus dem Kanton Zürich sogar nach Genf gebracht werden. «Da die Situation in den anderen Kinderspitälern ähnlich angespannt ist, kann es sein, dass Kinder auch in weiter entfernte Spitäler verlegt werden müssen», sagt Saurenmann.

Laut Christoph Berger (60), Abteilungsleiter Infektiologie am Kinderspital Zürich, ist die Welle heftiger als solche vor der Pandemie. «Und wir wissen nicht, ob der Peak schon erreicht ist», sagt er in der «Aargauer Zeitung». Im Kinderspital Zürich sind derzeit 30 Betten mit Kindern und Babys belegt, die Probleme beim Atmen haben. Letzte Woche seien aus Zürich mehrere Kinder nach Chur geflogen worden, und es habe sogar Verlegungen nach Freiburg und Biel gegeben.

Fachkräftemangel verschärft das Problem

Die Dauer der Spitalaufenthalte liege bei RSV-Infektionen zwischen drei und zehn Tagen. Künstliche Beatmung sei nur in wenigen Fällen nötig. Die Ursache für die ungewöhnlich heftige RSV-Welle in diesem Herbst liegt laut Experten darin, dass mit dem Entfallen der Corona-Massnahmen mehrere Jahrgänge aufs Mal zum ersten Mal in Kontakt mit dem Virus kommen.

Das RS-Virus ist jedoch nicht der einzige Grund für die Engpässe in den Kinderspitälern. Die Personalknappheit verschärft das Problem. «Solche RS-Wellen waren auch früher schwierig zu bewältigen», sagt Berger. Jetzt trifft die ungewöhnlich heftige Welle auf eine Situation, in der die Spitäler noch intensiver mit Personalengpässen zu kämpfen haben als vor der Corona-Pandemie.

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