Wenn der ehemalige Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz (64) die Spesen-Kreditkarte zückte, knallten die Korken. Ganze 251'000 Franken hat er laut Anklageschrift der Zürcher Staatsanwaltschaft für private Vergnügungen verpulvert, berichtet «Inside Paradeplatz». Einen guten Teil davon liess der 64-Jährige in Strip-Clubs in der ganzen Schweiz liegen.
Allein von März bis Juni 2014 besuchte Vincenz zehn Mal das Zürcher Nobel-Cabaret King's Club. Die Liste der Etablissements auf der Spesenabrechnung scheint aber endlos: Red Lips (8000 Franken), Tabaris (22'000 Franken), Egoist (4000 Franken), Le Velvet (7000 Franken), Pussy Cat (2500 Franken) und so weiter. Gegen 20 einschlägige Etablissements sind namentlich aufgeführt. Die Milieu-Ausflüge verbuchte der Chef über eine eigene Kostenstelle bei der Raiffeisen.
Streit mit zwei Frauen – Hotelzimmer zerlegt
Die Zürcher Tänzerin Lucia D.* (41) hatte es dem Bündner offenbar besonders angetan. BLICK-Recherchen zeigen: Vincenz stellte ihr sogar eine Heirat in Aussicht und soll ihr die Scheidung von seiner Frau versprochen haben. Und er gab der Tänzerin einen Schlüssel für seine Suite im Zürcher Businesshotel Park Hyatt. Dort kam es in der Nacht vom 11. auf den 12. Juni 2014 zu einem heftigen Streit.
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Offenbar hatte der Starbanker ein Puff in seiner Agenda. Denn als seine Herzdame plötzlich im Zimmer stand, vergnügte sich der Banker schon mit einer anderen Dame. Die Situation eskalierte. Quellen sprechen von Handgreiflichkeiten und Mobiliar, das in die Brüche ging. Fakt ist: Die Reparatur des Zimmers kostete 3778 Franken.
Ein Milieu-Insider sagt: «Es gab einen lauten Streit. Und am Ende hatte Vincenz Angst, dass ihn die Frau anzeigen könnte.» Es wurde Stillschweigen über den Fall vereinbart. Es resultierte ein Vergleich von mehreren Hunderttausend Franken zugunsten der Tänzerin.
Die Dame habe sich bei Staranwalt Valentin Landmann (70) juristische Hilfe geholt. Dieser will sich mit Verweis auf das Anwaltsgeheimnis nicht zum Fall äussern.
Tänzerin: «Vincenz schuldet mir noch Geld»
Auskunftsfreudiger ist die Tänzerin selber. BLICK hat sie in Zürich-Höngg ausfindig gemacht. Sie wohnt in einem unauffälligen Wohnblock, öffnet die Türe nur einen Spalt weit. Mit starkem Eyeliner geschminkt, aber in einen Morgenmantel gehüllt und mit Plüsch-Pantoffeln an den Füssen, sagt die Blondine zuerst, dass Sie keine Zeit für ein Gespräch habe. Vincenz, ja, den kenne sie.
Hat er sich ihr Schweigen erkauft? Lucia D. enthüllt: «Mir wurde nicht verboten, darüber zu sprechen. Wir hatten zwar einen Vertrag miteinander. Nur: Er schuldet mir immer noch Geld.» Besonders gut sei sie nicht auf den Banker zu sprechen, meint sie, will aber nicht näher darauf eingehen und winkt ab.
Der Anwalt von Pierin Vincenz liess eine BLICK-Anfrage unbeantwortet. Vincenz drohen sechs Jahre Gefängnis, wegen gewerbsmässigen Betrugs, Veruntreuung, Urkundenfälschung und passiver Bestechung. Zudem verlangt der Staatsanwalt die Rückzahlung von neun Millionen Franken am sogenannten unredlich erwirtschafteten Mehrwert. Es gilt die Unschuldsvermutung.
* Name geändert