Repräsentative Befragung zeigt
Jeder zweite Jugendliche fühlt sich nicht gut

Die Schweizer Bevölkerung ist zunehmend psychisch belastet. Experten schlagen Alarm und fordern, dass der Bund das Thema endlich ernst nimmt.
Publiziert: 31.08.2022 um 01:12 Uhr
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Aktualisiert: 31.08.2022 um 09:42 Uhr
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Eine Umfrage von GFS Bern und der Stiftung Pro Mente Sana zeigt: Viele Schweizer sind psychisch belastet.
Foto: Getty Images
Benno Tuchschmid

Der Schweizer Jugend geht es schlecht. Zu diesem Schluss kommt eine repräsentative Befragung der «Wie geht's Dir?»-Kampagne, durchgeführt vom Meinungsforschungsinstitut GFS Bern. Die Resultate liegen Blick exklusiv vor – und sie sind deutlich: 56 Prozent der unter 25-Jährigen fühlt sich psychisch stark oder sehr stark belastet. Die Befragung wurde auf Blick.ch durchgeführt. 3748 Personen nahmen teil.

Doch nicht nur Junge sind betroffen: 40 Prozent aller Befragten gaben an, sich in den letzten vier Wochen öfter nervös, niedergeschlagen oder entmutigt gefühlt zu haben.

Roger Staub (65), Geschäftsleiter der Stiftung Pro Mente Sana, die Teil der Trägerschaft der «Wie geht's Dir?»-Kampagne ist, sagt: «Wir bekommen hier den wissenschaftlichen Beweis für etwas, vor dem wir schon lange warnen.» Gerade Junge hätten besonders unter den Folgen und den sozialen Einschränkungen der Pandemie gelitten. Nun kämen der Krieg in der Ukraine – und drohende Mangellagen bei der Energieversorgung hinzu. «Das trifft diese Generation, die sich Krisen nicht gewohnt ist, mit voller Wucht», so Staub.

Auch andere kürzlich erschienene Studien und Umfragen unterstreichen die These. Der SonntagsBlick hatte eine Studie veröffentlicht, gemäss der sich 39 Prozent der Befragten erschöpft, 30 Prozent gestresst und 38 Prozent besorgt fühlen. Auch hier speziell stark betroffen: 18- bis 24-Jährige.

«Da müssen die Alarmglocken schrillen»

Für Roger Staub ist klar: Die Politik muss reagieren: «Bern darf nicht weiter wegschauen, wenn es um die psychische Gesundheit der Bevölkerung geht.»

Der psychologische Mechanismus sei bekannt, so Staub. Es fange mit Wohlbefindensstörungen an. Diese führten zu Stress. Stress verursache Krankheiten. «Wer hohe Folgekosten durch Arbeitsunfähigkeit verhindern will, bei dem müssen die Alarmglocken schrillen, wenn 40 Prozent der Bevölkerung sagen, ihnen gehe es nicht gut.»

Doch auch die Gesellschaft sei in der Pflicht: «Wir müssen offener über psychische Gesundheit reden und aufhören, Menschen als Schwächlinge hinzustellen, weil sie unter psychischen Belastungen leiden.» Das fange bei der Sprache an: «Das Wort ‹Psycho› gehört aus dem Vokabular gestrichen.»

Die Kampagne von wie-gehts-dir.ch bietet neben der «Wie geht’s dir?»-App ab
September 2022 einen auf wissenschaftlicher Grundlage basierenden Selbst-Check für psychische Gesundheit an. Anhand von fünf Fragen kann man seinen Stresslevel checken und bekommt Tipps, wie man seine psychische Gesundheit bewahrt.

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