«Es sollen nicht noch mehr Leute auf diese Bettenhändler hereinfallen»
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Rentner will andere warnen:«Es sollen nicht noch mehr Leute darauf hereinfallen»

Rentner Willy Schaller (69) schamlos ausgenommen
«Ich habe 40'000 Franken für ein Schrott-Bett bezahlt»

Mit einer penetranten Verkaufstaktik schwatzte die Betten-Firma Modomo GmbH Rentner Willy Schaller (69) ein Bett auf. Doch das teure Teil brachte nur Ärger. Der Emmentaler warnt: «Ruft sofort die Polizei an, wenn die aufkreuzen!»
Publiziert: 14.04.2025 um 00:01 Uhr
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Aktualisiert: 14.04.2025 um 08:58 Uhr
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Die aktuelle Firma der penetranten Bettenverkäufer heisst Modomo GmbH. Nicht nur die Haftung ist beschränkt, auch die Qualität des Services.
Foto: zVg

Darum gehts

  • Rentner warnt vor Bettenhändlern, die ihm den Schlaf geraubt haben
  • Aufdringliche Verkäufer nutzen aggressive Taktiken, um teure Betten zu verkaufen
  • Willy Schaller zahlte über 40'000 Franken für ein Bett
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Beat MichelReporter

Rentner Willy Schaller (69) aus Rüedisbach im Emmental BE sitzt auf seinem Bett und drückt auf der Fernbedienung auf die Knöpfe. Sie leuchten blau, doch das Gestell tut keinen Wank. Das Bett wirkt alles andere als hochwertig. Nirgends ist ein Markenname zu finden. Das Holz ist sehr simpel verschraubt, die Plastik-Federn wirken billig. «Und für den Mist habe ich weit über 40'000 Franken ausgegeben», sagt Schaller. «Jetzt haben wir fast kein Geld mehr. Die Bettenhändler haben mir den Schlaf geraubt.»

Der pensionierte Lastwagenchauffeur meldete sich beim Blick, weil er andere Rentner warnen will. Er sagt eindringlich: «Jeder muss wissen, was die machen. Wir hatten keine Chance, wir mussten die Betten kaufen. Wenn diese Männer auftauchen, gibt es nur eins: Sofort die Polizei anrufen. Sonst ist man sein Geld los.»

Vorgängerfirmen wurden liquidiert

Der Alptraum mit dem Bett begann für den Rentner 2017. Er erhielt ein Telefon zu Hause vom Bettenhändler Suisse Dia-Mat GmbH, die mittlerweile Konkurs angemeldet hat. Zuvor hiess die Firma SwissMat GmbH, auch die wurde liquidiert. Heute geschäftet die noch immer gleiche Besitzerfamilie aus Grenchen SO unter dem Namen Modomo GmbH. Ziel ist wie seit jeher: «der Vertrieb von Schlafsystemen aller Art».

Schaller erinnert sich ungern an den ersten Kontakt vor acht Jahren. Er sagt: «Sie riefen uns am Freitag an, am Montag standen sie mit dem Bett vor unserer Haustüre. Wir wollten es eigentlich nicht. Als ich das sagte, schrie mich der Firmenchef an.» Die beiden Männer hätten zwar nicht gedroht, aber getobt und geschimpft. Als sie nicht aufhörten, sei er schliesslich eingeknickt. «Wir haben das Bett gekauft, obwohl wir es nie ausprobiert hatten und der Preis viel zu hoch war», sagt Willy Schaller. Wenn der Rentner daran denkt, wird sein Kopf rot vor Wut. Er bezahlte für die beiden Einzelbetten mit Motor und Fernsteuerung weit über 20'000 Franken.

Aufdringliche Vertreter

Doch es kommt noch schlimmer: Das Bett hat einen Defekt. Willy Schaller sagt: «Wir hatten keine Quittung und somit auch keine Garantie. 2020 rief ich an, dass sie das nachliefern sollen. Und schon standen sie am nächsten Tag wieder ungebeten vor unserer Türe.» Die Bettendealer hatten keine Kaufquittung dabei, sie starteten dafür gleich die nächste Verkaufsattacke auf den Rentner und seine Partnerin. Und sie brachten ein neues Verkaufsargument mit.

«Sie behaupteten, dass uns die IV das Bett dieses Mal finanziert. Denn es sei ein Pflegebett.» Hintergrund: Schallers Frau hatte vor Jahren einen Hirnschlag erlitten – ein Bett mit Motor würde ihr das Leben erleichtern. Schaller erklärt: «Sie sagten, sie würden alles organisieren. Und wieder bequatschten sie uns ohne Pause stundenlang. Bis wir zusagten», erinnert sich Willy Schaller. Und weiter: «Jetzt weiss ich, das war alles gelogen. Die IV bezahlte keinen Rappen.»

Schaller zahlte – das Bett kam nicht

Der Deal sei gewesen, dass die Firma das alte Bett gegen ein neues austauscht. «Alles sei besser bei der nächsten Bettgeneration, sagten sie uns», so der Rentner weiter. «Damit das Bett auch geliefert werde, brauchten sie immer wieder Anzahlungen», sagt Schaller. «Sie kamen vorbei und verlangten manchmal 6000 Franken, manchmal 2000. Ich fuhr zum Bankomaten und hob die Summe ab, oder liess es am Schalter auszahlen.» Insgesamt zahlte er weit über 20'000 Franken – wieder. «Eine Quittung habe ich nie erhalten.» Die Firma hält ihn hin: Bis jetzt haben die Senioren das versprochene Betten-Update nicht gekriegt. Schallers Fazit: «Ich habe also 40'000 Franken für ein Schrott-Bett bezahlt.»

Bald funktionierten die Handynummern der Verkäufer nicht mehr. Die Suisse Dia-Mat geht Konkurs. Auch bei der Nachfolgefirma Modomo GmbH geht niemand ans Telefon. Willy Schaller zeigt die Bettendealer aus Trimbach an – ohne Erfolg. Die Staatsanwaltschaft warf in ihrer Verfügung dem Rentner fehlende Diligenz vor. Heisst, mit einem gewissen Mindestmass an Aufmerksamkeit hätte er sich gegen die Sache schützen können. Für den Tatbestand fehlt somit die Arglist. Die Behörde nahm die Sache nicht anhand und verwies auf den Zivilweg.

Kein Einzelfall

Aber auch Modomo hat getreu der Tradition der konkursiten Vorgängerfirmen bereits für Ärger gesorgt. Wie der Beobachter in der Ausgabe vom 14. Februar veröffentlicht hat, haben die Bettendealer auf die exakt gleiche Masche einem Ehepaar Tausende von Franken für eine Matratze abgeluchst, die sie eigentlich nicht wollten. Doch der Verkäufer sei so aufdringlich gewesen, dass sie schliesslich bezahlt hätten.

Blick hat versucht, mit den Verantwortlichen von Modomo für eine Stellungnahme in Kontakt zu treten. Weder Geschäftsführer noch Besitzerin oder der langjährige Geschäftspartner haben auf Anfragen reagiert.

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