Dieser rumänische Berufskriminelle ist zünftig an die Falschen geraten! Cornel T.* (35) machte Jagd auf Schweizer Senioren, denen er per Enkeltrick-Betrug das Ersparte abnehmen kann. Nur: Sein letztes Opfer entpuppte sich als Kamerateam des Onlinemagazins «Izzy». Und statt Beute machte T. bei der vermeintlichen Geldübergabe Bekanntschaft mit der Zürcher Stadtpolizei.
In der Action-Doku «Die Enkeltrick Betrüger» ist zu sehen, wie die Handschellen klicken: Der Rumäne kommt zu einer fingierten Geldübergabe in Zürich, tigert auf der Suche nach seinem Opfer durch ein Treppenhaus. Statt einem verängstigten Senior mit einer Tasche voll Geld, trifft Cornel T. aber auf das «Izzy»-Kamerateam, das ihn mit seinen Taten konfrontiert. Er stottert verdutzt, dann klicken schon die Handschellen – Polizeizugriff! Letzten Sommer wird er per Strafbefehl abgeurteilt. Und gleich wieder auf freien Fuss gesetzt.
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Die Betrüger arbeiten im Team
Im Strafbefehl, der Blick vorliegt, ist das Vorgehen von Cornel. T und seinen Komplizen im Detail dokumentiert. Ein Komplize von T. hat zuerst per Telefon mit Schweizer Senioren Kontakt aufgenommen und sich als Polizist ausgegeben. Eines der möglichen Opfer auf der Liste der Kriminellen: Ein gewisser Leopold Friedrich. Dass es sich dabei in Wahrheit um Cedric Schild von «Izzy» handelte, ahnten die Betrüger nicht.
Der Komplize von T. teilte dem vermeintlichen Rentner am Telefon also mit, dessen Tochter habe einen «Unfall mit Todesfolge» verursacht. Sie habe eine junge Frau überfahren. Die angebliche Tochter nahm sogar selbst kurz den Hörer ans Ohr, schluchzte ein verzweifeltes «Papi, ich habe sie umgefahren». Der falsche Polizist behauptete dann, die Tochter müsse ins Gefängnis. Ausser «Leopold Friedrich» bezahlt eine Kaution von 380'000 Franken. Das «Izzy»-Team spielte das fiese Spiel mit – aber nach eigenen Spielregeln.
Ein filmreifer Gefängnisausbruch
Ab hier tritt der Berufskriminelle Cornel T. in Aktion. Der Rumäne reiste noch am Tag des Telefonats über Konstanz in die Schweiz ein. Sein Job: das Abholen der Beute. T. war dabei in ständigem Kontakt mit einem Hintermann namens «Ion», dem er später auch die Beute hätte abgeben müssen. Wie gross sein Anteil als Geldabholer gewesen wäre, bleibt unklar. Denn die kriminelle Karriere von Cornel T. endete in Handschellen vor den «Izzy»-Kameras. Vorerst.
Dass der 35-Jährige seine Gauner-Karriere nach der missratenen Geldübergabe in Zürich beendet, darf bezweifelt werden. Cornel T. ist ein alter Gewohnheitstäter – und schaffte es damit auch einige Male in die Schlagzeilen.
2017 brach er spektakulär aus einem Gefängnis in Florenz aus, wie in italienischen und rumänischen Zeitungen berichtet wurde. Zusammen mit zwei Komplizen hatte T. ein Loch in die Zellenwand gebohrt und seilte sich mit Bettlaken ab! Ein weiterer Komplize wartete offenbar bereits mit einem Fluchtwagen vor dem Gefängnis. In ganz Italien wurde nach dem Ausbrecher-Trio gesucht.
Damals hatte sich Cornel T. noch nicht auf Enkeltrick-Betrügereien spezialisiert. Er war in einer Bande mit rund 25 Mitgliedern aktiv, die laut Medienberichten mit Blitz-Einbrüchen Hunderttausende Euro Beute gemacht hat. Besonders im Visier: Schmuck, Elektronik und Autos der Marken Audi und Mercedes. Das Markenzeichen: Die Truppe schlug in der Nacht zu, stieg in Autohäuser, Einkaufszentren und Geschäfte ein. Der Job von Cornel T. sei gewesen, sich um den Transport und die Aufbewahrung der Beute zu kümmern, insbesondere der gestohlenen Fahrzeuge.
Wann wird Cornel T. wieder kriminell?
Um die Bande zu verhaften, führten die italienischen Behörden 2017 eine Spezialoperation mit 100 beteiligten Carabinieri und einem Helikopter durch. Deckname: «Starlight», also Sternenlicht – weil die Bande gerne nachts aktiv war. Es gab Verhaftungen in Lucca, Pisa und Florenz. Laut Blick-Informationen hat T. schon in den Jahren zuvor verschiedene Verurteilungen in der rumänischen Heimat kassiert. Es scheint nur eine Frage der Zeit, bis er das nächste Delikt begeht. Denn bei seiner jüngsten Schandtat in der Schweiz kam Cornel T. leicht davon.
Die Einreise in die Schweiz mit dem Ziel, alte Leute auszunehmen, taxierte die Staatsanwaltschaft als versuchten Betrug. Weitere Taten konnten ihm offensichtlich nicht nachgewiesen werden. Dafür kassiert Cornel T. eine bedingte Haftstrafe von 180 Tagen. Heisst: Wirklich hinter Gittern sass der Geldabholer 41 Tage während der Untersuchungshaft. Noch am Tag, an dem der Strafbefehl ausgestellt wurde, kommt Cornel. T. wieder auf freien Fuss. Da es keinen Landesverweis gibt, darf er auch in Zukunft in der Schweiz sein Unwesen treiben. Wurde der Kriminaltourist mit Samthandschuhen angefasst?
Bei der Zürcher Staatsanwaltschaft winkt man ab: Nach dem Willen des Gesetzgebers stelle das Delikt von Cornel T. «keine Katalogtat dar und hat entsprechend keine obligatorische Landesverweisung zur Folge». Und: «Eine bedingte Strafe wurde ausgesprochen, da die rechtlichen Voraussetzungen für eine andere Strafe vorliegend nicht gegeben waren.» Fehlende Voraussetzungen für eine harte Strafe – das sind beste Voraussetzungen für Cornel T. und seine Komplizen.
* Name geändert
Diese Woche feiert «Izzy» die Premiere der Action-Doku «Die Enkeltrick Betrüger». Das Onlinemagazin hat dabei nicht nur Betroffene zu Wort kommen lassen – sondern auch den Betrügern selbst eine Falle gestellt. Mehr als einmal klickten während der Recherche die Handschellen! Die Enkeltrick-Mafia ist deshalb diese Woche grosses Thema einer mehrteiligen Blick-Serie. Den Film «Die Enkeltrick Betrüger» sieht du auf enkeltrickbetrueger.ch oder mit Blick+
Diese Woche feiert «Izzy» die Premiere der Action-Doku «Die Enkeltrick Betrüger». Das Onlinemagazin hat dabei nicht nur Betroffene zu Wort kommen lassen – sondern auch den Betrügern selbst eine Falle gestellt. Mehr als einmal klickten während der Recherche die Handschellen! Die Enkeltrick-Mafia ist deshalb diese Woche grosses Thema einer mehrteiligen Blick-Serie. Den Film «Die Enkeltrick Betrüger» sieht du auf enkeltrickbetrueger.ch oder mit Blick+