Rekord-September und hohe Temperaturen
So bedroht der milde Herbst die Natur

Der Herbst lässt auf sich warten. Vielerorts ist es 20 bis 25 Grad warm – und das im Oktober. Experten erklären, wie das warme Wetter und der späte Herbsteinfall die Natur bedrohen.
Publiziert: 07.10.2023 um 12:38 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2023 um 11:54 Uhr
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Den Herbst sucht man bislang vergeblich. Und auch in den kommenden Tagen bleibt es warm. Für die Natur ist das ein Problem.
Foto: keystone-sda.ch
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Melissa MüllerRedaktorin News

Der diesjährige Herbst macht sich bislang kaum bemerkbar. Mit Temperaturen von bis zu 25 Grad war es in den vergangenen Tagen und Wochen sommerlich warm. Wetterdaten zeigen: Der letzte Monat war der wärmste jemals gemessene September. Er lag 1,75 Grad über dem vorindustriellen Referenzzeitraum – und war einen halben Grad wärmer als im Vorjahr. 

Der Oktober macht im gleichen Stil weiter. Wie das Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie Meteo Schweiz berichtet, werden bis Freitag 20 bis 25 Grad herrschen. Wann genau die Temperaturen endgültig sinken, kann das Amt nicht sagen. Man erwarte aber im Laufe des Monats einen Temperaturabfall. 

Klar ist: Bis dato sind die Temperaturen alles andere als durchschnittlich. In Bern lagen wir in den ersten fünf Oktobertage mit 19 bis 25 Grad drastisch über der Klimanorm. Diese liegt bei gerade einmal 16 Grad (Zeitraum: 1991–2020). Meteo Schweiz warnt: «Die Jahreszeiten verschieben sich als Folge der laufenden Klimaänderung. Grundsätzlich ist es in der Schweiz in allen Jahreszeiten wärmer geworden.» 

Tiere bereiten sich ungenügend vor

Der auf sich warten lassende Herbst stellt für die Tierwelt ein Problem dar. Thomas Wirth, Biodiversitätsexperte vom WWF Schweiz, erklärt auf Anfrage von Blick: «Unsere Tierwelt ist an die Verhältnisse in der Schweiz angepasst. Die Erderhitzung verändert nun das ganze System. Über einen langen Zeitraum entwickelte Verhaltensweisen passen nicht mehr.»

Viele Tiere würden sich wegen des warmen Wetters noch nicht auf den Winter vorbereiten. Während manche Tiere sich an der Tageslänge orientieren, passen andere ihr Verhalten den Temperaturen an. Solange diese Tiere Futter finden, gibt es keine Probleme. Dennoch warnt der Experte: «Schwierig wird die Situation, wenn später die Temperaturen rasch fallen und diese Tiere nicht vorbereitet sind.»

«Einige Arten könnten in der Schweiz aussterben»

Das milde Wetter könnte weitergehend dazu führen, dass Insekten, die normalerweise im Ei überwintern, «wegen der hohen Temperaturen schlüpfen und – wenn es dann kalt wird, erfrieren.» Doch nicht nur für Insekten, sondern auch für Vögel besteht Gefahr. Manche können wegen des warmen Wetters nicht in den Süden ziehen. «Sie finden dann im Winter zu wenig Futter oder verbrauchen wegen der tiefen Temperaturen zu viel Energie», sagt Wirth.

Die genauen Auswirkungen des milden Herbsts könne man aktuell aber nicht vorhersagen, betont der Experte. Wie sehr das Wetter verschiedene Tierarten letztendlich beeinflussen wird, hängt von Faktoren wie dem weiteren Verlauf der Witterung oder der Tiergattung ab. Klar ist aber: «Viele Arten können sich nicht genügend schnell an die klimatechnischen Veränderungen anpassen und könnten deswegen in der Schweiz aussterben.» 

Auch die Pflanzenwelt leidet

Auch für die restliche Natur bringen die anhaltend hohen Temperaturen Probleme mit sich. Wie das Bundesamt für Umwelt (Bafu) auf Anfrage von Blick mitteilt, sieht es bei den Gletschern besonders heikel aus: «In den Alpen führen die ausserordentlich hohen Lufttemperaturen weiterhin zu einer verstärkten Gletscherschmelze.»

Bei Bäumen hingegen «begünstigt das milde Herbstwetter das Überleben von Schadorganismen», wie etwa dem Borkenkäfer. Dieser könnte somit «in höherer Zahl in die Winterpause gehen und im nächsten Frühjahr gestärkt ausfliegen».

Weiter warnt das Bafu, dass die Ruhepause von Bäumen «später eintritt und allgemein kürzer wird.» Entscheidend werden aber eher die Wintertemperaturen sein, in denen sich zeigen wird, ob die Bäume eine ausreichende Winterruhe halten können oder nicht.

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