Rekord-Niedrigwasserstand
Über 103 Vermisste – gibt der Bodensee jetzt seine Toten frei?

Der Bodensee erreicht Rekord-Niedrigwasser – Uferzonen sind freigelegt, Bootshäfen ausgetrocknet. Für die Natur eine Katastrophe, für die über 100 Leichen vielleicht eine Chance, endlich gefunden zu werden. Wäre da nicht die einfache Physik.
Publiziert: 14.04.2025 um 16:33 Uhr
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Aktualisiert: 11:55 Uhr
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Der Bodensee erreicht gerade Rekord-Niedrigwasser, …
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Rekord-Niedrigwasser im Bodensee legt Uferzonen frei und lässt Boote stranden
  • Niedrigwasser könnte Chance sein, Vermisste zu finden, laut Polizei aber unwahrscheinlich
  • Seit 1947 sind mehr als 103 Personen im Bodensee als vermisst gemeldet
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Daniel MacherRedaktor News

Zu wenig Regen, zu wenig Schnee – das Rekord-Niedrigwasser im Bodensee legt Uferzonen frei und lässt Boote auf dem Trockenen liegen. Besonders am Untersee ist das Ausmass der derzeitigen Dürreperiode zu erkennen. Die deutsche Stadt Konstanz hat mit unangenehmen Gerüchen an den Uferstreifen zu kämpfen, die durch freigelegtes Geröll, Schlick und Algen entstehen.

Doch der niedrige Pegel könnte auch eine Chance sein, um Vermisste wiederzufinden. Zumindest hypothetisch. Immerhin sollen im grössten See Deutschlands mehr als 103 Personen versteckt sein, wie eine Statistik zu Vermisstenfällen am Bodensee zeigt. Die angrenzenden Nachbarländer Deutschland und Österreich führen die Liste gemeinsam mit der Schweiz seit 1947. 

Jedes Jahr kommen mehrere Badende und Wassersportler im See ums Leben, von denen zehn Personen allein in den letzten zehn Jahren immer noch vermisst werden. Der 536 Quadratkilometer grosse See ist als Suchgebiet gigantisch. 

Keine Gase – kein Auftrieb

Doch die Chance, dass aufgrund des niedrigen Pegels zahlreiche Vermisste ans Tageslicht gelangen, ist eher gering. Denn der Bodensee gibt seine Geheimnisse nicht so leicht preis, wie manche hoffen mögen. Trotz des sinkenden Pegelstands bleiben die meisten Leichen wohl weiterhin in den Tiefen verborgen. Wie die Wasserschutzpolizei erklärt, wirkt sich das Niedrigwasser kaum auf die Auffindbarkeit aus.

Denn die meisten Toten ruhen tief auf dem Grund: «Im tieferen Wasser bleiben sie in aller Regel auf dem Grund, da hier der Verwesungsprozess deutlich verlangsamt ist», erklärte eine Sprecherin der Wasserschutzpolizei dem deutschen «Südkurier». Dadurch können keine Gase im Körper entstehen, die die toten Körper an die Oberfläche steigen lassen. 

Niedrigwasser habe bisher noch nie zur Aufklärung von Vermisstenfällen im See beigetragen, heisst es weiter. Interessanterweise wurden 2024 bei Hochwasser zwei Leichen im deutschen Teil des Bodensees angespült. Die Polizei bestätigte, dass beide Männer bereits seit Monaten tot waren. Einer der Verstorbenen wurde als 79-jähriger Mann aus Chur in der Schweiz identifiziert.

Wasserdruck spielt wesentliche Rolle

Die aktuellen Pegelstände seien somit nicht ausschlaggebend genug, um Leichen freizugeben. Auch der Wasserdruck spielt eine entscheidende Rolle. Ab etwa 50 Metern Tiefe verhindert er das Aufsteigen der Körper. Nur in Ufernähe besteht die Möglichkeit, dass Verwesungsgase Leichen an die Oberfläche bringen – meist innerhalb weniger Tage.

Die Bergung wird durch die Seetiefe zusätzlich erschwert. An der tiefsten Stelle misst der Bodensee 251 Meter. Taucher oder Roboter können nur dann erfolgreich suchen, wenn der genaue Unfallort bekannt ist. Natürliche Prozesse wie die Durchmischung der Wasserschichten im Frühling und Herbst oder Stürme können gelegentlich Leichen aus der Tiefe aufwirbeln.

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