Regisseur Martin Schilt wehrt sich
«Ich wollte keinen reinen Männerfilm machen»

Weil in seinem Film «Krähen» nur Männer zu Wort kommen, geriet Martin Schilt unter Beschuss. Doch es gebe nun mal fast keine Krähenforscherinnen, sagt Schilt.
Publiziert: 18.06.2023 um 20:33 Uhr
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Der Schweizer Regisseur Martin Schilt hatte einen Film über Krähen gedreht.
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Camilla AlaborRedaktorin

Der Vorstoss von Bastien Girod (42) war ein Aufreger. Der Grünen-Nationalrat hatte verlangt, dass Filme nur dann Fördergelder erhalten, wenn darin sowohl Frauen als auch Männer vorkommen. Anlass war der Film «Krähen» des Schweizer Regisseurs Martin Schilt (52), der vom Blick der Krähen auf Menschen erzählt – und in dem als Experten nur Männer vorkommen.

Nun nimmt Regisseur Martin Schilt Stellung und erklärt, wie es dazu kam. «Ich wollte keinen reinen Männerfilm machen, im Gegenteil», so Schilt. «Mein Anspruch war, dass die relevanten Wissenschaftler zu Wort kommen.»

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«Es gibt wenige Forscherinnen zum Thema Krähen»
Martin Schilt, Regisseur
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Weltweit gebe es vielleicht ein Dutzend Krähenforscher, sagt Schilt. Auf der Liste der potenziellen Interviewpartner hätten auch zwei Wissenschaftlerinnen gestanden. Eine war nicht verfügbar, die andere forscht über andere Vogelarten.

«Kurz: Es gibt wenige Forscherinnen zum Thema Krähen – und jene, die es gibt, wollten nicht oder hatten andere Forschungsschwerpunkte», so Schilt.

Intensiv mit der Frauenfrage auseinandergesetzt

Die fehlende Meinung von Frauen sei im Filmteam durchaus ein Thema gewesen, führt Schilt aus: «Wir hatten diskutiert: Braucht es nicht doch eine Frau?» So habe die Crew eine Szene mit einer Frau gedreht, die Krähen aufpäppelt. Auch eine Wissenschaftlerin, die den Totenkult der Krähen erforscht, hatte der Regisseur ausgemacht. «Doch beides passte nicht in die Erzählung des Films.»

Man habe sich also mit der Frauenfrage durchaus aktiv auseinandergesetzt, meint Schilt. «Uns war bewusst: An internationalen Filmfestivals ist es sogar ein Nachteil, wenn keine Frau vorkommt.»

Schilt von Vorstoss enttäuscht


Aber, so der Regisseur: «Ich wollte den bestmöglichen Film zur Frage machen: Wie nehmen Krähen uns Menschen wahr?» Er habe einen Film gedreht, der zeige: In den Krähenschwärmen gebe es ein kollektives Wissen über Menschen und ihr Verhalten. «Das war mein Ziel.»

Schilt findet es bedauerlich, dass aufgrund von Girods Initiative im Parlament eine solche Debatte entstanden sei: «Bevor er seinen Vorstoss lancierte, hätte Bastien Girod einfach mit mir reden können – ich hätte ihm die Sachlage gerne erklärt.» So wie er es an den Filmvorführungen jeweils getan habe, wenn das Thema im Publikum aufgetaucht sei.

Schilt zu SonntagsBlick: «Mit meinen Erläuterungen konnte ich diese Frage bislang immer klären.»

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