Darum gehts
- Feuerinferno in Club in Nordmazedonien fordert 59 Todesopfer, darunter Bandmitglieder
- Sparkular-Effektgeräte erzeugen gefährliche heisse Funken trotz gegenteiliger Werbung
- Staatsanwaltschaft ermittelt gegen mehr als 20 Personen, 15 wurden festgenommen
Während das Rapper-Duo DNK auf der Bühne im Club Pulse in der mazedonischen Stadt Kocani steht, sprühen die Funken. Eine tolle Show. Doch kurz darauf bricht Panik aus. Es brennt. Das Inferno vom Samstagabend kostet 59 Menschen das Leben. Unter den Todesopfern sind auch einer der Sänger der Gruppe, der Gitarrist, der Schlagzeuger sowie ein Background-Sänger. Viele der weiteren Opfer starben laut Spitalchefin Kristina Serafimowska im Gedränge, als die Konzertbesucher in Panik zum Ausgang drängten.
Nordmazedonien steht unter Schock. Das Land hat eine Staatstrauer ausgerufen. Die Flaggen wehten am Montag auf halbmast. Die Funken hatten brennbare Teile der Deckenverkleidung in Brand gesetzt. Maschinen, die solche Funken versprühen, kennt Erich Frey ganz genau. Er ist Experte in Sachen Pyrotechnik. «Meine Firma macht alle grossen Events in der Schweiz und ist unter anderem auch zuständig für die Sicherheit der Spezialeffekte beim ESC in Basel», sagt er zu Blick.
Irreführende Werbung mit dem Hand-Test
Die Maschinen, die solche Funken sprühen können, heissen Sparkular-Effektgeräte. Jeder kann sie einfach bestellen. «Im Internet werden die Geräte damit beworben, dass nur kalte Funken herauskommen. Das stimmt aber nicht. Es sind auch heisse Funken darunter.» Doch davon weiss der Laie nichts. «Um zu demonstrieren, dass die Funken ungefährlich sind, wird oft eine Hand direkt in die Funken gehalten. Da passiert auch wirklich nichts. Die Funken sind viel zu schnell und prallen an der Hand einfach ab», erklärt Frey.
Wenn man die Hand allerdings umdreht und die Funken zu spüren bekommt, die zu Boden fallen, würde man schnell feststellen, dass die sehr wohl heiss sind. Der Pyrotechnik-Experte zu Blick: «Am besten sieht man die Gefahr auch nach dem Einsatz von so Maschinen auf einem weissen Boden oder Parkettboden. Es hat dann herum viele Brandlöcher.»
«Es gibt kein kaltes Feuer»
Trotzdem kann jeder so ein Gerät im Internet bestellen. Und das ist ein Problem. Denn für den Einsatz braucht es in der Schweiz eine Bewilligung von den entsprechenden Behörden und einen Ausweis, um das Gerät in Räumen oder auf Bühnen anzuwenden.
Frey hat selbst solche Lehrgänge angeboten und Personen ausgebildet. Was er seinen Schülern immer einbläut: «Es gibt kein kaltes Feuer und deswegen auch keine kalten Funken. Das ist Quatsch.» Das versteht man spätestens, wenn man weiss, wie so ein Sparkular-Effektgerät funktioniert. Im Inneren befindet sich Titanpluver. «Die Maschine heizt sich auf wie ein Föhn. Das Pulver wird durch ein Rohr nach draussen geblasen. Das Pulver erhitzt sich und es entstehen so die Funken», erklärt Frey.
Brautpaare wollen den Showeffekt
Viele wissen nicht um die Gefahr der heissen Funken, sie wollen einfach den tollen Showeffekt haben. «Wir bekommen wegen Hochzeiten immer wieder man Anfragen, ob wir nicht solche Geräte einsetzen könnten.» Besonders für Balkan-Hochzeiten ist das Interesse oft gross. «Da will das Brautpaar oft bei Bodennebel in der Mitte tanzen, während die Funken um sie herum fliegen. Wir lehnen immer ab. Das Risiko ist zu gross. Oft stehen bei so Hochzeiten viele Dekorationen im Raum. Trockenblumen und andere Sachen, die schnell Feuer fangen.» Das Inferno in Nordmazedonien hat auf tragische Weise gezeigt, wie gefährlich solche Sparkular-Effektgeräte sein können.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen mehr als 20 Menschen unter anderem wegen Korruption und Bestechung, 15 Menschen wurden festgenommen. Zu den Verdächtigen gehören der Betreiber des Clubs Pulse, der Konzertveranstalter sowie Sicherheitsleute. Auch ein früherer Chef des Rettungsdienstes und ein Staatssekretär im Wirtschaftsministerium wurden festgenommen.