Auf einen Blick
In der sechstgrössten Stadt der Schweiz stirbt gerade der Journalismus. Das Medienunternehmen Tamedia schliesst den Onlineauftritt der Winterthurer Traditionszeitung «Landbote» und integriert die Redaktion in die Zentrale in Zürich.
Der Verlust der letzten grösseren Lokalredaktion ist ein herber Einschnitt für die Eulachstadt. Viele Winterthurerinnen und Winterthurer wollen das nicht hinnehmen. Eine Gruppe von Einzelpersonen hat nun einen Aufruf für ein neues Medium gestartet. Sie schreiben: «Es braucht ein Medienprojekt aus Winti für Winti, das wichtige Themen unabhängig recherchiert und uns als Stadt hilft, demokratisch und zukunftsorientiert gute Entscheidungen zu fällen.»
Giacobbo, Galladé, Stefanini
Der Support ist gross. Mehr als 800 Menschen haben den Aufruf bereits unterschrieben. Mehr als die Hälfte davon ist laut eigenen Angaben bereit, für ein neues Medienangebot zu bezahlen. Jeder Fünfte könnte sich gar vorstellen, selber mitzuwirken.
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Unter den lokalen Unterstützerinnen und Unterstützern sind auch prominente Namen wie der Winterthurer Komiker Viktor Giacobbo, SP-Co-Präsidentin Mattea Meyer, GLP-Politikerin Chantal Galladé oder Bettina Stefanini, Tochter des verstorbenen Immobilienkönigs Bruno Stefanini.
Viktor Giacobbo sagt: «Ich möchte, dass in Winterthur zumindest ein unabhängiges Lokalmedium aktiv ist, das täglich auf eigene regionale Recherchen und Berichterstattung setzt.»
«Grundpfeiler der Demokratie»
Der Radikal-Abbau von Tamedia beunruhigt auch die grünliberale Kantonsrätin Chantal Galladé: «Unabhängige Medien und qualitativ guter Journalismus sind ein wichtiger Grundpfeiler der Demokratie», mahnt sie. Weil Fake News zunehmen, komme den Medien eine noch wichtigere Rolle zu. «Vor allem die lokale Berichterstattung darf nicht verschwinden. Sie leistet einen wichtigen Beitrag für die Menschen einer Region.» Und das sei nicht gratis.
Die Initiantinnen und Initianten des Projekts sind überrascht über das enorme Echo, das ihr Aufruf ausgelöst hat, obwohl sie diesen eigentlich bloss im privaten Kreis geteilt hatten. «Das Thema brodelt schon lange in der Stadt und der grosse Rücklauf hat uns klar gezeigt, dass lokaler und unabhängiger Journalismus ein echtes Bedürfnis ist», sagt Andreas Mösli, Kommunikationschef beim FC Winterthur. Er hat die Idee für ein neues Magazin mit angestossen.
Projekt steht noch ganz an Anfang
Wie geht es nun weiter? Die politische Ausrichtung des geplanten Magazins, wie es finanziert werden soll und ob es nur online oder auch gedruckt erscheinen wird, ist noch völlig unklar. In einem sind sich die Beteiligten aber einig: Winterthur braucht weiterhin unabhängigen Qualitätsjournalismus.
Die Koordinationsgruppe um FCW-Mösli plant weitere Schritte noch vor Ende Jahr – damit Winterthur nicht zur News-Wüste verkommt.
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