Panikattacken und unkontrollierte Bewegungen
«Werwolfsyndrom» bei Hunden wegen Kauknochen-Konsum

Alarmierende Situation für Hundebesitzer: In der Schweiz und Europa häufen sich schwere neurologische Symptome bei Hunden. Bestimmte Rinder-Kauknochen stehen im Verdacht.
Publiziert: 09:16 Uhr
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Aktualisiert: 09:18 Uhr
Auch in der Schweiz sind Hunde vom «Werwolfsyndrom» betroffen.
Foto: imago/imagebroker

Auf einen Blick

  • Hunde leiden unter schwerem neurologischem Syndrom, möglicherweise durch Kauknochen verursacht
  • Symptome: Panikattacken, unkontrolliertes Bellen, epileptische Anfälle und aggressive Verhaltensweisen
  • Fälle in mehreren europäischen Ländern, auch in der Schweiz nimmt deren Zahl zu
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In der Schweiz, Deutschland und anderen europäischen Ländern treten seit einigen Monaten gehäuft schwere neurologische Symptome bei Hunden auf. Die Tiere jaulen und bellen andauernd und laut, zeigten plötzliche Panikattacken und unkontrollierte Bewegungen.

Teils komme es im späteren Verlauf zu epileptischen Anfällen, sagte Nina Meyerhoff von der Tierärztlichen Hochschule Hannover.

Vermutet werde eine Vergiftung durch bestimmte, derzeit noch unbekannte Toxine in bestimmten Rinder-Kauknochen, erklärte die Tiermedizinerin. 

Auch Fälle in der Schweiz

Wie die Portale von CH Media berichten, ist das sogenannte «Werwolfsyndrom» auch in der Schweiz auf dem Vormarsch. Die Tiere wurden unter anderem im Tierspital Zürich, in der Tierklinik Feusisberg SZ oder an der Kleintierklinik der Universität Bern behandelt.

Die Tierneurologin Arianna Maiolini, die an der Kleintierklinik der Universität Bern arbeitet, untersuchte Anfang November einen Hund, der gemäss Besitzer plötzlich laut zu jaulen begann, extrem nervös und verstört wirkte, wie sie im Gespräch mit «CH Media» schildert. «Er zeigte akute Panikattacken, die sich von anderen Krankheitsbildern wie beispielsweise Epilepsie unterscheiden», sagt Maiolini. 

Die schweizweiten Zahlen sind zwar gering, jedoch sind sie über die ganze Schweiz verteilt. In der Marigin-Klinik in Feusisberg SZ ereignete sich ein besonders schwerer Fall. Eine zweijährige Golden-Retriever-Hündin, die immer unauffällig gewesen sei, habe plötzlich Panikattacken bekommen. «Sie wurde hochgradig aggressiv», sagt Tierärztin Julia Prümmer zu CH Media. Die Hündin musste mehrfach von der Polizei eingefangen werden. «Sie war derart ausser sich.» 

Maiolini erklärt: «Wir haben es mit einem neuen Krankheitsbild zu tun, das zu schweren Anfällen führt. Allerdings sind verhältnismässig wenige Tiere betroffen.»

Verursachen die Knochen neurologische Schäden?

In Finnland, den Niederlanden und Dänemark gab es bereits Rückrufe für bestimmte Produkte verschiedener Marken. Die niederländische Lebensmittel- und Warenaufsichtsbehörde (NVWA) zum Beispiel warnte vor bestimmten Kauknochen der Marke «Barkoo». Sie seien im Land durch Onlineshops des Unternehmens Zooplus vertrieben worden, teilte die Behörde zum Jahresende mit. Die Kauknochen stünden im Verdacht, schwere neurologische Störungen bei Hunden zu verursachen, die Untersuchungen dazu liefen.

Kauknochen der Marke «Barkoo» sind auch in der Schweiz und Deutschland unter anderem bei «Zooplus» erhältlich. Von dem in Dutzenden europäischen Ländern, darunter auch der Schweiz, aktiven Unternehmen gab es auf Anfrage zunächst keine Rückmeldung dazu, wo überall die entsprechenden «Barkoo»-Produkte vertrieben wurden oder noch werden.

Analysen im Labor

Mit welchem Toxin die Produkte verunreinigt sind und auf welchem Weg es in die Futtermittel gelangte, ist bisher noch unklar, wie Meyerhoff sagte. Die Laboranalysen liefen noch. Zumindest für einige Produkte gebe es eine Verbindung zu einem Produzenten in China, der womöglich verschiedene weitere Hersteller mit Rohmaterial wie Rinderhaut belieferte.

Tödlich verlaufen die Erkrankungen Meyerhoff zufolge nicht, die Symptome gingen nach einigen Tagen bis Wochen zurück. Bei extrem erregten Tieren würden zeitweise stark sedierende und angstlösende Medikamente verabreicht. Anfangs, als noch nichts über den Verlauf bekannt war, seien in Europa vereinzelt auch Hunde aus Sicherheitsgründen oder wegen sehr starker Symptome eingeschläfert worden.

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