Serientäter deckt sich mit Kapuze ab
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Tag zwei im Bezirksgericht:Serientäter deckt sich mit Kapuze ab

Staatsanwältin über Videobeweise gegen Thurgauer Pädo-Serientäter – sie fordert 15 Jahre Knast!
«Ein Blick in die Untiefen menschlicher Abgründe»

Miguel H.* (39), der Pädo-Täter aus dem Thurgau, soll 15 Jahre in den Knast – danach soll er die Schweiz in Richtung Lateinamerika verlassen. Tag zwei des Pädo-Prozesses in Frauenfeld begann mit den Plädoyers der beiden Staatsanwältinnen.
Publiziert: 05.12.2024 um 11:56 Uhr
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Aktualisiert: 05.12.2024 um 13:16 Uhr
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Der 39-jährige Miguel H.* wird ins Bezirksgericht Frauenfeld geführt.
Foto: Sandro Zulian

Auf einen Blick

  • Staatsanwältin fordert 15 Jahre Haft für Pädo-Serientäter in Frauenfeld
  • Beschuldigter filmte Misshandlungen von Kindern und Frauen
  • Mindestens 7 Kinder und 8 erwachsene Frauen wurden sexuell missbraucht
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Sandro ZulianReporter News

Auch der zweite Tag im Pädo-Prozess von Frauenfeld war geprägt von Tränen. Am Morgen hielten die beiden Staatsanwältinnen ihr Plädoyer ab. Sie fordern für den Pädo-Serientäter eine Freiheitsstrafe von 15 Jahren und eine anschliessende Landesverweisung für ebenso lange. Er soll zurück nach Lateinamerika. 

Vor dem Bezirksgericht Frauenfeld steht seit Dienstag Miguel H.* (39). Ihm wird vorgeworfen, mindestens sieben Kinder und acht erwachsene Frauen teilweise unter Drogen gesetzt und sexuell misshandelt zu haben. Die meisten seiner Taten hat er mit seinem Handy gefilmt. «Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes verzichten wir heute auf eine Wiedergabe dieser Videos», sagte die Staatsanwältin. 

«Abscheuliche Taten»

«Es geht hier um abscheuliche Taten», führte sie weiter aus. «Es geht um Vertrauensbruch in der Familie, mit Nachbarn und Bekannten.» Es gehe weiter darum, wie die Opfer dieser Taten nun mit den Folgen umgehen sollen.

Viele davon dürften zwar wenig bis gar nichts mehr davon wissen, das mache es aber für die Eltern umso schwieriger: «Informieren sie ihre Kinder? Warten Sie? Schweigen sie und schauen, ob es bald Auffälligkeiten im Verhalten der Kinder gibt?» Diese Fragen seien für alle Involvierten jetzt sehr herausfordernd. 

Die Staatsanwältin, gemäss eigenen Aussagen mit über 20-jähriger Erfahrung in ihrem Beruf, schluckte selbst ein paar Mal leer. Die ausgewerteten Datenträger des Beschuldigten «offenbarten einen Blick in die Untiefen menschlicher Abgründe».

Auch für die Staatsanwältin «schwere Kost»

Auch für sie als erfahrene Staatsanwältin sei das «schwere Kost». Ihre Stimme wurde zunehmend brüchig, als sie aus einer Videobefragung eines der vergewaltigten, geschändeten, unter Drogen gesetzten und bei den Übergriffen gefilmten Mädchens zitiert.

Währenddessen schnieft und weint der Beschuldigte immer wieder leise. Die Staatsanwältin steht direkt neben ihm am Rednerpult und blickt immer wieder von oben herab auf das Häufchen Elend, das der Beschuldigte auch am Tag zwei wieder darstellt.

Kameraführung war «gezielt»

Die Anklage nimmt auch die vielen Aussagen des Beschuldigten während der Befragung am Dienstag auseinander. Immer wieder spricht die Staatsanwältin von «Ausreden» und «Rechtfertigungen» des heute 39-jährigen Mannes, der zwischen 2016 und 2020 eine Vielzahl von Mädchen und Frauen misshandelt hat und die meisten davon zugibt.

Für die Staatsanwältin ist klar: «Er zeigt ein ambivalentes Aussagemuster. Er hat immer wieder Gedächtnislücken und Blackouts.» Die Kameraführung der Misshandlungen von Kindern, die teils erst vier Jahre alt waren, sei «gezielt» gewesen. Nichts, das man im Drogenrausch oder während des Schlafwandelns unbewusst machen könnte. Es war «ein derart krass übergriffiges Verhalten», so die Staatsanwältin. 

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